Bildungsinländer, Bildungs ausländer
Stolpersteine für ausländische Studenten in Deutschland Studium Von Kambiz Behbahani
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Armin Laschet hat sich für die Einführung von Studiengebühren für ausländische Studenten ausgesprochen. Dabei sto-ßen die Studien- und Lebensbedingungen bereits längst an die Grenzen des Erträglichen.
Wer als Nichtdeutscher hier studieren möchte, muß unzählige Hürden überwinden. Nach dem neuen Ausländergesetz ist die freie Einreise zum Studium in Deutschland unmöglich geworden. Nur außerhalb Deutschlands ist ein Studienvisum (mit Sichtvermerk) zu erhalten, ein Sprachkurs wird vorausgesetzt. Auslandsvertretungen bzw die Ausländerbehörden wollen glaubhaft überzeugt werden, daß dem potentiellen Studenten während des gesamten Aufenthaltes monatlich mindestens 1200 DM zur Verfügung stehen. Dabei erhalten ausländische Studierende nur eine Arbeitserlaubnis für die Semesterferien. Doch auch hier gibt es Abstufungen zwischen Ausländern aus EU- und Nicht-EU-Staaten.
Studenten aus den Ländern, deren Schulabschluß nach geltendem Recht
nicht dem deutschen Abitur gleichgestellt ist, müssen vor dem Studium ein zweibis dreisemestriges Studienkolleg besuchen. Wer beim Sprachtest mehr als einmal durchfällt, wird abgeschoben. Jede Abweichung vom geplanten Studienverlauf kann eine NichtVerlängerung der Aufenthaltserlaubnis bewirken.
Zur Zeit studieren in der Bundesrepublik 140 000 Ausländer Das sind 7,6 Prozent der Studenten an deutschen Hochschulen. 3,3 Prozent sind »Bildungsinländer« (Kinder von Arbeitsimmigranten). Die meisten sind hier aufgewachsen, haben Abitur gemacht und wollen nun zu akademischen Würden gelangen. Als »Bildungsausländer« gelten diejenigen, die ihre Hochschulreife nicht in Deutschland erworben haben. Praktisch bedeutet die Behandlung der »Bildungsinländer« als Ausländer, daß sie beim Verteilungsverfahren in Numerus-clausus-Fächern kaum eine Chance haben, weil Bereiche wie Lebensmittelchemie oder Pharmazie je Semester nur einen Studienplatz an Ausländer vergeben. »Bildungsinländer« müssen sich an den einzelnen Hochschulen bewerben, während deutsche Studienbewerber den geraden Weg über die ZVS (Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen) wählen können.
Statistiken belegen, daß der Ausländeranteil an deutschen Hochschulen im
europäischen Vergleich geringer und zudem rückläufig ist. Ohne Berücksichtigung der »Bildungsinländer« machen ausländische Studierende 4,3 Prozent an den Hochschulen aus. Von ihnen wiederum kommt nur die Hälfte aus Entwicklungsländern. Der Ausländeranteil an den Hochschulen beträgt in Belgien acht Prozent, in Frankreich 6,5 Prozent und in Österreich 11,6 Prozent. Stipendien werden in erster Linie nach Leistungskriterien vergeben. Die soziale Lage des Bewerbers spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Im Studienalltag beklagen besonders Studierende aus Entwicklungsländern Benachteiligungen. Ein großer Teil von ihnen fühlt sich in Seminaren übergangen, vom Lehrpersonal schlechter als die Deutschen beurteilt.
Das schwindende Interesse von Ausländern an einem Studium in Deutschland veranlaßt inzwischen auch Vertreter des Deutschen Industrie- und Handelstages zu Warnungen hinsichtlich einer Gefährdung des »Wissenschaftsstandortes Deutschland«. Im Zuge der Globalisierung der Märkte wird die Vertrautheit künftiger Führungseliten aus dem Ausland mit Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland durchaus als notwendig erkannt. Ein potentiell exportförderndes Mittel.
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