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EBB Mit Cuba Si-Hilfe Milch für 2500 Kinder

Lokale Ressourcen für nachhaltige Entwicklung

  • Lesedauer: 3 Min.

Dr. Elio Perön

Präsident des Verbandes der kubanischen Tierproduktion (ACPA), besuchtauf Einladung von Cuba Si die Bundesrepublik.

Foto: Büchner

? Der VerbandACPA versteht sich als kubanische Nichtregierungsorganisation. Was sind seine Aufgaben?

Sie gehen auf Fehler der Vergangenheit zurück. Früher war unser Landwirtschaftssektor hochspezialisiert, worunter der Blick für das Ganze litt. Vor allem wollen wir unsere 300 Basisgruppen mit über 8000 Mitgliedern enger zusammenführen. Dazu gehört eine kontinuierliche Fortbildung des einzelnen Landarbeiters sowie die Heranführung an neue Technologien und vielfältigere Arbeitszusammenhänge. Wir müssen deshalb zurück zum »Alleskönner«. Die fachliche Ausbildung erscheint mir dabei unproblematisch, schwieriger ist die soziale Anerkennung. Auch in Kuba zählt der Spezialist mehr als der Generalist.

? Was will der Verband erreichen?

Wir müssen von den großen Produktionseinheiten weg. Auf überschaubaren Kooperativen ist der Ressourcenverbrauch wesentlich geringer, eine nachhaltige Anbauweise leichter einzuführen. Die immer noch hohe Importrate von Lebensmitteln muß unbedingt sinken. Die lokalen Ressourcen müssen besser genutzt werden. Jetzt entdecken wir die Vielfalt unserer lokalen Futtermittel, die Vielfalt der Samen wieder, durch die Konzentration auf Kraftfutter war einiges verloren gegangen.

Kleinere Produktionseinheiten verlangen auch nach einem anderen sozialen Umfeld. Der Campesino lebt wieder direkt am Bauernhof. Die Selbstversorgung muß für die Familie gewährleistet sein, und abgelegene Höfe verlangen nach einer Infrastruktur wie Verkehrswege und Schulen.

? Rund 75 Prozent der Landwirtschaftsbetriebe Kubas sind mittlerweile aus der direkten staatlichen Organisation ausgegliedert. Ist dieser Weg der richtige?

Es ist der einzige Weg für uns. Große zentrale und spezialisierte Einheiten sind zu teuer und bringen keine Lösung für unsere Versorgungsengpässe. Nur durch kleinere Betriebe und mehr Selbstver-

antwortung ist eine bessere Grundversorgung möglich. Daß Zucker, Kaffee, Tabak und Zitrusfrüchte im Vergleich zur Tier- und Milchproduktion bessere Ergebnisse erzielen, ist klar Das sind unsere wichtigsten Exportartikel. Die Tierund Milchproduktion ist hingegen immer noch beeinträchtigt. Wir wollen versuchen, uns nicht schon wieder von Kraftfutterimporten abhängig zu machen.

? Sie sind von der AG Cuba Si der PDS nach Deutschlandeingeladen worden? Was verbindet sie mit Cuba Si?

Cuba Si war die erste Nichtregierungsorganisation, mit der wir ein Projekt zur Steigerung der Milchproduktion mit lokalen Ressourcen begannen und weiter durchführen. Gerade durch diese Zusammenarbeit konnten wir Erfahrungen sammeln, die für die Ausdehnung der nachhaltigen Produktion wichtig sind. Zweckmäßiger Einsatz der Produktionsmittel und Ausbau des sozialen Umfeldes wurden durch Zusammenarbeit mit Cuba Si und die wissenschaftliche Beratung der Humboldt-Universität Berlin möglich. Dieses erste Projekt arbeitet jetzt rentabel, und die Milchleistung konnte pro Kuh um bis zu 300 Prozent gesteigert werden. Dadurch können wir täglich über 2500 Kinder mit Milch versorgen. Zur Zeit sind wir mitten in einem zweiten Vorhaben zur Herstellung von Sojajoghurt für Kinder von 6-12 Jahren, und noch dieses Jahr wollen wir in Guantanamo ein ähnliches Pilotprojekt zur Steigerung der Milchproduktion starten. Interview: Andreas Büchner

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