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  • Politik
  • Das Relikt - Museum der Angst von Peter Hyams

Gänsehaut garantiert

  • Uwe Mies
  • Lesedauer: 2 Min.

Im Naturmuseum von Chicago wird eine Kiste mit seltsamen Pilzsporen aus Brasilien angeliefert. Im Hafen findet die Polizei einen Frachter mit grauenhaft verstümmelten Leichen. Die Eröffnungsgala einer spektakulären Ausstellung soll die maroden Finanzen des Museums aufbessern. Kurz vor der Party wird der Nachtwächter tot aufgefunden, zugerichtet wie die Toten im Hafen. Zwei Personen gehen der Sache auf getrennten Wegen nach und treffen auf Furchterregendes: der ermittelnde Polizist (Tom Sizemore, der immer mehr zum William Bendix der 90er Jahre wird) und eine Biochemikerin der wissenschaftlichen Ab-

teilung des Museums (Penelope Anne Miller, eine der profundesten Hollywood-Prinzessinnen, die es noch nicht geschafft hat).

Peter Hyams ist einer der versiertesten Regie-Handwerker Hollywoods. Er beherrscht die effektsichere Aufbereitung von Action, Hightech und Phantastik und hat sein Können dafür zu oft an Beliebiges - für Van Damme-Trash (»Timecop«, »Sudden Death«) - vergeudet. Zweimal aber hat Peter Hyams richtig gut ins Schwarze getroffen. Einmal beim Space-Western »Outland« mit Sean Connery, 1980, und jetzt bei diesem Film.

»Das ReÜkt« ist ein immens spannender, weil altmodisch aufgebauter Horrorfilm. Er fängt ganz harmlos an, streut Vermutungen aus, spielt mit Erwartungen, schafft Unruhe, was immer schon

der beste Nährboden gewesen ist für jeglichen Nervenkitzel zwischen leiser Paranoia und offener Panik. Dem psychologischen Horror der ersten Hälfte folgt dann in der zweiten der blanke Terror mit bestürzenden Schock- und Monstereffekten - es kommt also jeder auf seine Kosten.

Die labyrinthische Topographie des Museums, das undurchdringliche Schwarz der Kellergewölbe, Schattenrisse im Schein einer Taschenlampe - chronische Bedrohung beherrscht fast jede Szene, und Hyams, der stets auch sein eigener Kameramann ist, trimmt mit ureigensten filmischen Mitteln und brillant ausgestalteten Spezialeffekten den eher herkömmlichen Plot auf maximale Gänsehauteffizienz. Der Schrecken des Unbekannten inmitten unserer durchkonzipierten Welt - Stephen King hat darüber sehr aufregende Bücher geschrieben. Jetzt gibt es 16 Jahre nach »Wolfen« endlich auch wieder einen Gruselfilm, der die Bezeichnung verdient. Peter Hyams hat wieder Kredit.

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