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ebb Die »Krücke« wird ein Standbein

Mit Geschäftsführer Rainer Schieben gelang Sanierung Von Erich Schech

  • Lesedauer: 3 Min.

Das Pneumant-Werk in Fürstenwalde, in der DDR Stammbetrieb der Reifen-Hersteller, ist dem Schicksal vieler Kombinate entgangen. Statt Abwicklung Sanierung - die seltene Erfolgsstory hat unter anderem einen Namen: Rainer Schieben, der aus dem Westen kam.

Reifenmacherin Siegrid Frick steht erst ein paar Wochen an ihrer neuen Maschine. Das Pneumantwerk hat sich um sie herum in eine Baustelle verwandelt. Bei laufendem Betrieb. Abgeräumte Fundamente, aufgerissene Betonböden, daneben hochmoderne Technik. Mehr als 100 Millionen investiert das Unternehmen mit seinen beiden Fabriken - dem »Filetstück« in Riesa und der »Krücke« in Fürstenwalde - derzeit in seine Zukunft. Zu den Investitionen gehören neue Produktionsstrecken für Duplex- und Triplexreifen, neue Heizpres-

sen und Aufbaumaschinen, ein modernisierter Mischbetrieb.

»Für mich gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder bin ich der gute Sanierer oder der gute Abwickler«, meint der kaufmännische Geschäftsführer Dr. Rainer Schieben. »Es war ja auch nicht so, daß es hier keine ordentlichen Technologien gab. Die Produkte entsprachen den hiesigen Gewichts- und Geschwindigkeitsverhältnissen.« Doch zum einen lagen die Produktionskosten wie fast überall im Osten viel zu hoch, zum anderen hatte die Devisenjagd der DDR-Oberen »die Preise verdorben«. Schon die Treuhand gliederte alle Sozialeinrichtungen des früheren Kombinates aus und entließ den Großteil des Personals. Von den 11 000 Beschäftigten blieben rund 700.

Schieben, 34jähriger Sohn einer Weinbauernfamilie aus Trier und Ex-Chef eines Familienbetriebes, hatte nach seinem Betriebswirtschaftsstudium zur empirischen Arbeitsmarktforschung promoviert und sich dann »nach einer neuen Herausforderung umgesehen«. Im Osten

Deutschlands fand er sie. »Mit dem Unternehmen haben wir ein gewisses Etwas gekauft, das in keiner Bilanz erscheint«, meint er. »Die Leute sind hochmotiviert, können aus wenig viel herausholen und sind gewohnt, flexibel zu reagieren.«

Binnen kurzer Zeit renovierte Pneumant seine gesamte Produktpalette und brachte 65 neue Reifengrößen auf den Markt. Das umfassende Qualitäts- und Ökologiemanagement wurde nach der europäischen Norm ISO 9002 zertifiziert. In der Vermarktung agiert das als Dunlop-Tochter zur japanischen Rubber-Gruppe gehörende Unternehmen weitgehend selbständig. Inzwischen steht es im scharfen Wettbewerb mit 100 weiteren Anbietern auf dem deutschen Markt, ein Viertel der Produkte findet in Frankreich, Spanien und England, in Polen, Tschechien und der Slowakei seine Abnehmer Der Umsatz kletterte von 90 Millionen im Jahr 1994 auf rund 200 Millionen in diesem Jahr. Das sind eine dreiviertel Million Reifen. In der Endausbaustufe werden es fast zwei Millionen sein.

Bei den Mitarbeitern findet Schieben mit seinem Konzept Rückhalt. Auch wenn für sie trotz Übergangsvertrag der Gang vom günstigeren Tarifgebiet Chemie in das der Kautschukindustrie hart ist. »Aber wenn das Unternehmen Gewinne einfährt, werde ich mich auch nicht lumpen lassen«,, verspricht der Geschäftsführer, der sich mit Familie in der Stadt niedergelassen hat, um zu zeigen, daß er sich nicht als Durchreisender versteht.

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