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Was bringt > Jungle World<? Heike Runge

  • Lesedauer: 3 Min.

Redakteurin von »Jungle World«

Die 34jährige studierte Germanistik und Publizistik. Seit 1995 Redakteurin der »jungen Welt«, jetzt bei »Jungle World« zuständig fürs Feuilleton

ND-Foto: H. Bitter

0 Ab heute erscheint die Wochenzeitung »Jungle World« - gegründet von Redakteuren, die die Tageszeitung »junge Welt« im Streit verlassen haben - regelmäßig. Was erwartet die Leser?

Jede Woche 32 Seiten, ein neues Format. Inhaltlich gibt es jeweils ein Schwerpunktthema, diesmal den Beginn der Fußball-Bundesliga, und ein Dossier, das erste zum Prozeß gegen Safwan Eid. Überhaupt ist Antirassismus für uns ein wichtiger Punkt. Da setzen wir fort, was wir schon in der »jungen Welt« getan haben. Wir wollen natürlich aktuell auf politische Ereignisse reagieren, suchen unsere Themen aber nicht im regierungsamtlichen Spektrum.

? »Jungle World« startet mit einer Auflage von immerhin 20 000 Exemplaren. Wer soll Ihr Publikum sein?

Vor allem jüngere Leute, etwa zwischen 16 und 36 Jahren. Am Anfang kam die größere Resonanz auf unser Projekt aus dem Westen, im Laufe unserer Solikampagne haben sich zunehmend Leser aus dem Osten gemeldet. Wir wollen beides, Leser aus Ost und West.

? Das wollen viele Redaktionen, nur klappt es so gut wie nie.

Es kann funktionieren bei jungen Lesern, die keinen Nostalgieservice wollen.

? Wo sehen Sie auf dem umkämpften linken Pressemarkt Ihre Lücke?

In unserer Radikalität. Wir geben nicht vor, ein fertiges Gesellschaftskonzept zu haben. Diese Unfertigkeit soll sich in der Zeitung spiegeln, als Problem und Chance der Linken. Marxistische, antifaschistische, feministische, eher traditionskommunistische Positionen, das alles wird in Widerstreit geraten. Die Startauflage von 20 000 haben wir uns übrigens nicht einfach ausgedacht, die hat sich aus der Erfahrung im »junge Welt«-Streit ergeben, aus der Solidarität, die uns erreicht hat. Bisher gibt es 1700 Abonnenten.

? Eine Probenummer in emotional aufgeheizter Situation abzusetzen ist das eine, Woche für Woche eine zahlende Leserschaft zu halten, das andere.

Ob das klappt, muß sich jetzt erweisen. Wir reagieren nicht auf einen bestimmten. Markt, sondern wir haben politische Positionen, die wir artikulieren wollen. Mit Sicherheit werden wir kein Massenblatt.

? Die Zeitung soll auch in Österreich und der Schweiz verkauft werden. Woher nehmen Sie die Vermutung, daß es dort Interesse gibt?

Wir haben Anfragen von dort bekommen, und es ist vom Vertrieb her möglich. Da nehmen wir das mit und testen es.

? Den Vertrieb aufzubauen, Abonnements zu verwalten, das kostet Geld, vermutlich mehr, als der Heftpreis von vier Mark zunächst einbringt. Wie wird das finanziert?

Wir haben aus Leserspenden 25 000 Mark. Das schafft ein Minimum an Arbeitsfähigkeit. Gehälter können wir der sechsköpfigen Kernredaktion vorerst nicht zahlen.

? Während des Streits um den Kurs der »jungen Welt« wurden viele Mitarbeiter von der Erkenntnis überrascht, daß diese Zeitung nicht der Belegschaft, sondern dem Geschäftsführer gehört. Wem gehört »Jungle World«?

Es ist noch nicht entschieden, nach welchem Modell wir arbeiten. Herstellung und Inhalt der Zeitung waren erst einmal wichtiger. Wir favorisieren einen Mitarbeiterverein als Herausgeber.

Fragen: Wolfgang Hübner

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