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Schokoladenhohlkörperunsinn

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Zu »Ein Polylux fürs Kollektiv« von Martin Koch (ND vom 14./15. 2.):

Die Sprache verändert sich durch die Entwicklung der Technik und der gesamten Lebensweise der Menschen. Wenn im Osten andere Begriffe geprägt wurden als im Westen, so lag das an den veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen. Solche Begriffe wie »Volkseigentum«, »Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft« u.a.m. waren den veränderten Produktionsbedingungen geschuldet und hätten im Westen überhaupt keine Basis gehabt, während der Begriff »Hurenkongreß« für die Menschen in der DDR kein Diskussionsthema war. Natürlich sind das nur zwei von den 2000 Wortschöpfungen, die in der DDR entstanden, und nur ein Wort von den 3000, die in der alten BRD geprägt wurden und darum heute noch gültig sind. Der Kritik des Autors an der gegenwärtigen Verschandelung der deutschen Sprache stimme ich durchaus zu. Muß aber unbedingt die Ver-

gangenheit in der DDR dazu herhalten, die Menschen zu einem sorgfältigeren Umgang mit ihrer Muttersprache aufzurütteln? Und das noch dazu lächerlich, dumm und falsch! Meine vier Kinder habe ich zu DDR-Zeiten aufgezogen. Aber ich habe nicht ein einziges Mal zu Weihnachten zu ihnen gesagt: »Seid brav, heute abend kommt der Schokoladenhohlkörper!« In keiner Kirche der DDR wurde ein Lied: »Vom Himmel hoch ihr geflügelten Jahresendfiguren kommt...« gesungen. Meine Kinder haben oft mit Fähnchen gespielt, aber nie mit Winkelementen. Wir haben viel Kartoffeln und Salat gegessen, aber nicht Sättigungsbeilagen eingekellert. Trotzdem bin ich davon überzeugt, daß sehr viele Menschen in den alten Bundesländern diesen Schokoladenhohlkörperunsinn für bare Münze nehmen! Das trägt nicht zur besseren Verständigung der Menschen in Ost und West bei.

Gerda Huberty 08523 Plauen

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