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Liebe nur auf den ersten Blick

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Als sich Annegret Kruse Ende 1993 dem Rat der Stadt vorstellte, muß die selbstbewußte Sozialdemokratin einen prächtigen Eindruck hinterlassen haben - zunächst auch bei ihren Parteigenossen. Die Bewerberin um den »hochspannenden« Stadtdirektorposten war damals Dezernentin im nordrhein-westfälischen Gronau. Die kampferprobte ehemalige Funktionärin einer linken Hochschulgruppe, nennen wir sie »Rotkäppchen«, setzte sich gegen die gesamte männliche Konkurrenz durch und trat ihren Dienst am 1. Juli 1994 an.

Zunächst war alles gut. Die neue Chefin war beeindruckt von der Stadt mit dem Holpergassengewirr, den Fachwerkgiebeln und den Lebkuchenhaus-Fassaden, Noch heute ist sie verliebt in den »attraktiven Altstadtkern«, beschreibt Buxtehude als »beschaulich, hübsch und übersichtlich« und attestiert den Bewohnern der stetig wachsenden Kommune »überdurchschnittliche Bildung«, die im vielfältigen kulturellen Angebot ihren Widerhall finde.

Wer sich ein wenig in Buxtehude auskennt, versteht, wen Frau Kruse mit den »jungen dynamischen Leuten« meint, die die Estestadt vorangebracht hätten: die 7000 Pendler, meist gutverdienende Akademiker, die im benachbarten Hamburg arbeiten und in Buxtehude brav ihre Steuern bezahlen. Allesamt zugereiste Großstadtflüchtlinge, die ihre Kinder in den Gärten ihrer Einfamilienhäuser spielen sehen wollen. Wen Frau Kruse nicht meint: die Alteingesessenen. Aber die dominieren bis heute die Kommunalpolitik. Und da liegt der Hund begraben. Bereits in den ersten Wochen gerät die

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