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Bruch

  • Wolfgang Richter
  • Lesedauer: 2 Min.

Mein Radiosender berichtete beim Frühstück: Hertha-Trainer Röber wurde bei einem Verkehrsunfall nicht verletzt. Vermutlich wurde auch kein anderer Verkehrsteilnehmer mit Hautabschürfungen ins Krankenhaus eingeliefert, und kein Kind brach sich ein Bein. Hertha kann sich gelassen auf das Sonnabendspiel gegen Bremen vorbereiten.

Weiter links unten in der Geografie rumort's dagegen tüchtig. Im Augenblick darf sich dort, bei Real Madrid, kein UE-FA-Funktionär zu erkennen geben, er würde zu 50 Strafeinsätzen im Torabund -aufbau verdonnert werden. Die Sportzeitung »Marca« faßte die empörte Stimmung in den Satz: »Das Urteil gegen Real Madrid ist keine Strafe, es ist ein bewaffneter Raubüberfall.« Real soll nach den Vorkommnissen beim Europacupspiel gegen Dortmund insgesamt 1.56 Millionen Mark Strafe zahlen, und das Stadion wird für zwei Europacupspiele gesperrt.

Die höchste Geldstrafe in der europäischen Fußballgeschichte ist es wohl nicht, was die Empörung so anheizt. Vielmehr ist es die weltweit ausgestrahlte Blamage und der Spott, der ebenso plötzlich wie der Torsturz über die Nobelinstitution Real hereinbrach. Und nun noch die pekuniäre Erniedrigung der stolzen Madrilenen durch die UEFA. Deren Handlungsweise gleicht der Reaktion eines Firmenbosses, der wegen Geschäftsschädigung harte Sanktionen erläßt.

Sicher, in Zeiten, da Sieger nach Tausendstelsekunden ermittelt werden, müssen im Fußball erstens die Tore standfest, zweitens von regelgerechten Maßen sein und drittens auch getroffen werden (was Dortmund mit weniger Eifer betrieb, als Protestgründe zu formulieren). Und im übrigen hätte Real einen Trostpreis verdient. Denn wo eiskalter Perfektionismus regiert, ist so ein Zwischenfall doch eher erheiterndes Labsal in funk-,tionellen Tristesse. Davondebt denSport - und mit ihm das Fernsehen, das das ' Tor 17mal zusammenbrechen ließ. So oft wird kein Sieqtreffer wiederholt.

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