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  • Politik
  • TRAINER-KARUSSELL GESTOPPT

Erich Ribbeck tritt das Vogts-Erbe an

Amtszeit für neuen Krisenchef vorerst bis zur EM 2000 Von Matthias Eride

  • Lesedauer: 3 Min.

Die bundesdeutsche Realsatire um einen Technokraten, der seinen Posten erst verläßt, wenn ihm das Wasser überm Scheitel zusammenschwappt, fand am Mittwoch abend ein Ende: In der Posse um dessen Nachfolge im Amt des Fußball-Bundestrainers traf das Präsidium des DFB eine Entscheidung, die erst für Sonnabend angekündigt war.

Nach dem Wunsch des DFB soll Erich Ribbeck (Foto: dpa) die deutsche Nationalmannschaft als Teamchef aus der Krise und zur EM 2000 in Belgien und den Niederlanden führen. An der Seite des 61jährigen fungiert Uli Stielike als Assi-

stenztrainer Der frühere deutsche Nationalspieler war von 1989 bis 1992 Chefcoach der Schweizer Auswahl.

Die Entscheidung sei einstimmig getroffen worden, verlautbarte der DFB über den kadermäßigen , Befreiungs-., schlag, den Braun mit dem Hinweis ver^ sah: »Innerhalb von nur zwei Tagen nach dem für uns alle überraschenden Rücktritt von Berti Vogts haben wir eine sehr gute Lösung gefunden. Erich Ribbeck und Uli Stielike können sofort mit der Arbeit beginnen. Ich bin davon überzeugt, daß sie das Ziel erreichen, sich für die Endrunde der EM zu qualifizieren.«

»Ich werde sofort anfangen und als erstes mit den Spielern sprechen, die zurückgetreten sind. Der Anruf kam heute morgen von Egidius Braun. Es gab eine schnelle Einigung. Ich werde mit Uli Stielike keine Probleme haben. Er war schon Spieler, als ich Co-Trainer beim DFB war«, äußerte Ribbeck.

Der 61jährige ist der siebente hauptverantwortliche Coach für die National-

mannschaft in der DFB-Geschichte und der zweite Teamchef nach Beckenbauer.

Für den Hobby-Golfer Ribbeck ist das Amt als Teamchef der Nationalmannschaft bereits das zweite Engagement beim DFB. Von 1978 bis 1982 war er zunächst Trainer der damals noch bestehenden Amateurauswahl, später der B-Nationalmannschaft und fungierte zudem als Assistent von Bundestrainer Jupp Derwall bei der A-Nationalmannschaft. Nach der WM 1982 übernahm Ribbeck die DFB-Olympiaauswahl und nahm mit ihr an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles teil. Als nach dem Scheitern Derwalls bei der EM 1984 in Frankreich der DFB Franz Beckenbauer -und nicht ihn engagierte, war sich Ribbeck »zum Bälleaufpumpen zu schade«. Er kündigte im September 1984 den eigentlich bis 1988 gültigen Vertrag.

Als Trainer im Profibereich war er bei Eintracht Frankfurt und beim 1. FC Kaiserslautern sowie nach elfjähriger Amtszeit beim DFB bei Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen tätig. Nach einem Jahr als Sportchef beim Hamburger SV endeten Ribbecks letzte Engagements in der Bundesliga vorzeitig. Bei Bayern München mußte er in der Saison 1992/93 ebenso vorzeitig gehen wie bei Bayer Leverkusen in der Spielzeit 1995/96. Danach zog sich »Sir Erich« aus dem Trainergeschäft zurück. Nun hat er sich 14 Jahre nach seinem Abschied im Frust vom DFB auf Umwegen doch noch seinen »Traumjob« als Bundestrainer ergattert.

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