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Pädophile registrieren?

Prof. Adolf Gallwitz

  • Lesedauer: 3 Min.

Der 47jährige Polizeipsychologe ist Professor an der Polizeihochschule Villingen/ Schwennningen. Er leitet die Forschungsgruppe »Sexuelle Gewalt«

Foto: privat

? Kürzlich hat die Polizei einen Pornoring im Internet zerschlagen, Ihnen ist das alles immer noch zu lasch?

Man sollte sich nicht auf das Internet einschießen. Dann könnte man genau so gut Autos verbieten, weil dort auch viele Sexualverbrechen begangen werden. Das Hauptproblem sind mafiose Vernetzungen zwischen pädophilen Organisationen. Das Internet könnte mit entsprechender Software weitgehend sauber gehalten werden.

? Wie stellen Sie sich das Vorgehen gegen Pädophile vor?

Es gibt nationale und internationale Organisationen und Selbsthilfegruppen, die sich gegenseitig beraten und Rechtsschutz anbieten. Sie kämpfen für eine Freigabe sexueller Kontakte zu Kindern, wollen die Pädophilie gesellschaftsfähig machen und fungieren dabei oft nur als Kontaktbörsen.Hier gilt es, mit Kontrollen und Verboten anzusetzen.

? Wie groß ist die Szene?

Zu den 50 000 regelmäßigen Kinderporno-Konsumenten kommen zigtausende Sextouristen, die jedes Jahr abertau-

sende Kinder in verschiedenen Ländern mißbrauchen. Nach unserem Recht begehen sie dabei strafbare Handlungen, die aber kaum verfolgt werden, weil der Staat offensichtlich nicht genügend Interesse daran hat. Ich vermute, daß man sich sagt, wer sich dort vergnügt, tut den Kindern hier nichts...

? Woher kommt so eine Neigung? Sexuelle Beziehungen zu Menschen

einzugehen, die eine schwache Position haben, ist so alt wie die Gesellschaft selber Ich beobachte in unserer Gesellschaft einen zunehmenden Trend, Menschen wie Objekte zu behandeln. Man nimmt sich, was man braucht. Mit einer selbstbewußten Partnerin geht das nicht. Hinzu kommt, daß durch Werbung oder legale pornografische Angebote Bedürfnisse geweckt werden können.

? Sind Pädophile therapierbar?

Ich erwarte wenig von Therapie. Die Halbwertzeit der Bedürfnisse wird kürzer, und Pädophile lernen, sich immer besser zu tarnen, noch geschickter zu sein. Man muß gegen sie vorgehen wie gegen organisierte Kriminalität oder Terrorismus. Alle Menschen, die wegen einschlägiger Delikte verurteilt werden oder wo die Verfahren eingestellt werden mußten, gehören lebenslang für Berufe gesperrt, in denen sie mit Kindern zu tun haben. Wer im Bankenbereich einmal Geld unterschlägt, bekommt da nie wieder eine Chance. Der Lehrer eines Landschulheims, gegen den ein Mißbrauchsverdacht besteht, wechselt einfach in die nächste Schule und entgeht so vielleicht einer Anzeige.

? Wie kann man Kinder schützen?

Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz. Gegen Überfälle kann man sich gar nicht schützen, aber sie sind auch die schreckliche Ausnahme. Man kann Kinder nur für diese Gefährdung sensibilisieren. Die meisten sexuellen Übergriffe geschehen ohnehin im sozialen Nahfeld und in der Familie.

Fragen: Silvia Ottow

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