Werbung

Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Die Kleinen vor die Tür gesetzt?

Dr. Margot Krempien

  • Lesedauer: 3 Min.

verlegerin

aktiv im Arbeitskreis Kleinerer Verlage im Börsenverein deutscher Buchhändler, gründete 1990 den Demmler-Verlag Schwerin, der bis jetzt 45 Titel herausbrachte Foto: Detlef Klose

? Sie haben sich mit einer unglaublichen Mitteilung an die Öffentlichkeit gewandt. Wie erfuhren Sie, daß die Frankfurter Buchmesse ausgerechnet zum 50. Jubiläum aus dem Inlandmesse-Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums gestrichen worden ist?

Wie jedes Jahr, hat der Demmler-Verlag Schwerin beim Bundesamt für Wirtschaft Fördermittel beantragt, die kleinen Verlagen aus dem Osten helfen sollen, an internationalen Messen teilzunehmen. Erst mit der Ablehnung unseres Antrags erfuhren wir, daß aus wirtschaftlichen Gründen die Förderung der Frankfurter Buchmesse* eingestellt wurde. Wie es hieß, würden in Frankfurt nicht die Kriterien einer internationalen Messe erfüllt. Mindestens 20 Prozent müßte der Anteil ausländischer Aussteller sein.

? Aber von den Ausstellern in Frankfurt kommen weit über die Hälfte aus dem Ausland. Was sagt denn der Börsenverein zu solcher Unterstellung?

Dort ist man erst einmal aus allen Wolken gefallen, weil man von der Streichung nichts wußte. Der Vorsteher des Börsenvereins, Herr Dr. Kurtze, hat umgehend beim Bundeswirtschaftsministerium Protest eingelegt. Ebenso Herr Dr Kehl, der

Geschäftsführer der Aussstellungs- und Messe GmbH Frankfurt, die in diesem Jahr in Notfällen betroffenen Verlagen Unterstützung geben will.

? Sehen Sie Chancen, daß die Entscheidung vom Bundeswirtschaftsministerium zurückgenommen wird?

Wenn nicht massiv von mehreren Verlagen Beschwerden kommen, wird es schwer sein, etwas rückgängig zu machen. Natürlich kann man sagen: Heutzutage wird überall gespart. Aber wieder einmal trifft es die Kultur, die Kleinen in unserer Branche und darunter gerade diejenigen aus dem Osten. Was mich zudem empört, ist die Willkür- Weder der Börsenverein noch die Ausstellungs- und Messe Gmbh sind informiert worden. Und die Verlage rechneten fest mit dem Geld, bis sie die Ablehnung erhielten.

? Haben Sie eine Vorstellung von der Summe, um die es geht?

Vielleicht kommen 100 000 Mark zusammen. Wir selbst hätten 2000 Mark Unterstützung bekommen, die natürlich nur einen Teil der Kosten abfangen.

? In diesem Jahr ist die Zahl der deutschen Aussteller in Frankfurt bereits um vier Prozent zurückgegangen. Steht zu befürchten, daß kleine Verlage aus dem Osten vor die Tür gesetzt werden, wenn sie keine Fördermittel mehr bekommen?

Gerechterweise muß man sagen, daß der diesjährige Rückgang der Ausstellerzahlen in Frankfurt wohl andere Gründe hat. Aber es stimmt schon, daß es mit der Entscheidung des Bundeswirtschaftsministeriums kleinen Verlagen schwerer gemacht wird, ihre Bücher zu präsentieren. Dabei sind es bekanntlich gerade sie, die auf dem Buchmarkt innovativ wirken und für Vielfalt sorgen.

? Ist der Demmler-Verlag trotzdem dieses Jahr in Frankfurt wieder dabei?

Wir können es uns nicht leisten, uns von der Messe zurückzuziehen. Die Gebühren wurden ja auch vorher schon bezahlt. Sonst hätten wir uns gewiß für einen kleineren Stand entschieden. Auf jeden Fall werde ich an dem Problem dranbleiben, schon im Interesse meiner Kollegen aus den anderen kleinen Verlagen.

Fragen: Irmtraud Gutschke

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal