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Alternative Preise - wofür?

Jakob von Uexküll

  • Lesedauer: 3 Min.

Der in London lebende deutsch-schwedische Politologe (55) hat 1980 den Rightüvelihood Award (Preis für verantwortungsvolle Lebensführung) gestiftet, der als Alternativer Nobelpreis bekannt ist.

ND-Foto: Reinert

? Die Auswahl der Preisträger beinhaltet ja auch immer eine Botschaft - welche ist es diesmal?

Es ging uns vor allem um Frieden und Versöhnung auf dem Balkan, im Augenblick die wichtigste europäische Friedensfrage. Und da haben wir mit Katarina Kruhonja und Vesna Terselic zwei kroatische Frauen ausgezeichnet, die wertvolle Initiativen entwickelten. Sie sind nicht nur in Kroatien tätig, wo es natürlich viel zu tun gibt - die Versöhnung mit den Serben, die Arbeit mit den Flüchtlingen usw -, sondern auch in anderen Balkanländern.

? Kann man das auch als eine Forderung an die Weltgemeinschaft sehen, die Balkan-Konflikte friedlich zu lösen.

Ja, aber für mich steht auch die Frage, was da jetzt noch friedlich ist. Artikel 7 der UN-Charta über friedenserzwingende Einsätze gehört für mich dazu. Wir können nicht eine Situation haben, wo die Leute, die Gewalt anwenden wie die bosnischen Serben um Karadzic, belohnt werden, während die Leute, die gewaltlos agiert haben, wie der Serbische Bürgerrat in Sarajevo, der 1995 unseren Preis bekam, hintenanstehen müssen. Sie ha-

ben keine politische Heimat, weder in der Serbischen Republik, wo sie als Landesverräter angesehen werden, noch in der Föderation der Muslime und Kroaten, weil dort alles nach Apartheid-Muster aufgeteilt ist. Genau dieselbe Situation hat man jetzt in Kosovo, wo die Leute um Präsident Rugowa, die gewaltlos agiert haben, am Ende nichts bekommen werden.

? Preise für Friedensgruppen in Kroatien, Bosnien - haben Sie auch Verbindung zu ähnlichen Gruppen in Kosovo?

Ich habe verschiedene Personen um Vorschläge gebeten. Die Antwort war, die Lage sei zur Zeit zu unübersichtlich. Es ist vielleicht schon zu spät - oder zu früh. Aber wir haben weiter Kontakte

? Weshalb wurden die anderen Preisträger gekürt?

Bei ihnen - dem Umweltaktivisten Juan Pablo Orrego (Chile), dem Umweltmediziner Samuel Epstein (USA) und dem International Baby Food Action Network - versuchten wir zu zeigen, daß es Menschen gibt, die Alternativen zur derzeitigen neoliberalen Globalisierungspolitik entwickelt haben.

? Sie haben immer wieder die G7 angeklagt, sie setzten die falschen Rahmenbedingungen. Haben Sie nach dem Wechsel in London, Paris und nun auch in Bonn Hoffnung auf Veränderungen?

Diese Hoffnungen sind begrenzt. Selbstverständlich wird man etwas sanfter vorgehen. Aber ich kann keine Wende sehen, weil die nun regierenden Parteien bis in die Grünen hinein ja glauben, daß die Globalisierung über uns gekommen sei und es keine Alternativen gäbe. Diese sind natürlich nicht so leicht sichtbar Aber sie gibt es zumindest regional, es gibt sehr viele Initiativen, die einen anderen Weg zeigen. Sie müssen gestärkt werden.

? Im nächsten Jahr wird der Preis zum 20. Mal vergeben

Da gibt es schon eine Einladung des Landeshauptmanns von Salzburg zu einer Tagung aller bisherigen Preisträger, wo wir sehen werden, was wir gemeinsam entwickeln können.

Fragen: Jochen Reinert

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