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Sächsische Flügelbauer leicht beschwingt

Handwerk Pianofortefabrik Blüthner gedeiht im Gewerbegebiet südlich von Leipzig

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Hendrik Lasen, Störmthal

Wenn in den Konzertsälen der Welt kräftig in die Tasten gehauen wird, gehören diese immer öfter zu einem Blüthner-Piano. Schon Franz Liszt war einst Kunde des Leipziger Familienbetriebes.

Auf der Bühne liebt Udo Jürgens neben griechischem Wein und viel Sahne vor allem guten Durchblick und klimpert darum auf einem attraktiven Plexiglas-Flügel. Daheim zieht er dem Kunststoffinstrument, das seinen Klang eher guten Elektronikern denn erfahrenen Klavierbauern verdankt, aber offensichtlich reine Töne vor: Der österreichische Schlagerstar gehöre zu seinen Kunden, sagt Christian Blüthner-Haessler, einer der drei Geschäftsführer des Leipziger Klavierherstellers Blüthner, der sich stilgerecht und traditionsbewußt noch immer »Pianofortefabrik« nennt - und trotzdem in einem schnöden Gewerbegebiet residiert. Der moderne Flachbau am Rande

des früheren Kohledorfes Störmthal im Süden von Leipzig ist bereits der dritte Firmensitz des 1853 gegründeten Familienbetriebes, in dem 63 Klavierbauer jedes Jahr etwa 450 Klaviere und Flügel herstellen - und zwar »vom ersten Schnitt ins Holz bis zum Polieren und Stimmen«, sagt Blüthner-Haessler, der sich einen »erbitterten Gegner des Outsourcing« nennt. Sein Grund: Dadurch würden mit-' telständische Firmen einen ihrer wichtigsten »Standort-Vorteile« verschenken die Flexibilität. Weil bei Blüthner alle Produktionsschritte in den eigenen Hallen passieren, kann mühelos auf den Spleen eines amerikanischen Innenarchitekten reagiert werden, der den Flügel im Muster des Marmors bestellte, in dem sein Hotel in Las Vegas gehalten wurde.

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