mm Die »Ossis« von Windhoek
Nach einem starken Kulturschock entwickeln die »DDR-Kinder« viel Selbstbewusstsein Von Hans-Georg Schleicher
Dienstags ist Ossi-Club in Windhoek im südwestafrikanischen Namibia. Es sind vor allem Jugendliche, die sich in der Bismarckstraße, im Haus der Namibisch-Deutschen Stiftung, unweit des Stadtzentrums treffen. Es wird gelesen, gespielt, Filme werden gezeigt, vor allem aber schwatzt man - über die Arbeit, über Freunde, aber auch immer wieder über »alte Zeiten« in der DDR.
Die jungen Leute, schwarze Namibier, sprechen ausschließlich deutsch miteinander - es sind »DDR-Kinder«, wie sie hier landläufig heißen. Die meisten von ihnen haben die prägende Zeit ihrer Kindheit und frühen Jugend in der DDR verbracht.
1978 nach einem Massaker südafrikanischer Truppen im SWAPO-Flüchtlingslager Cassinga in Südangola, bat die SWAPO-Führung die DDR, vom Krieg bedrohte namibische Kinder, unter ihnen viele Waisen, in der DDR aufzunehmen. Der Vater eines dieser Kinder, Festus Naholo, damals aktiv im Befreiungskampf engagiert, sagte mir dazu: »Jemand, dem du deine Zukunft, deine Kinder anvertraust, der ist wirklich dein Freund.«
Bis 1989 sind nach und nach insgesamt 430 Kinder in die DDR gebracht worden. Die Kleinen lebten in einem eigens dafür geschaffenen Kinderheim, einem alten Schloss im mecklenburgischen Beilin bei Güstrow, und die Größeren später in der »Schule der Freundschaft« in Staßfurt. Neben Sicherheit sollte ihnen Schulbildung und eine unbeschwerte Kindheit geboten werden.
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