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Kein Gemotze und keine Unterbrechungen

Rhetorik-Training für Frauen in Magdeburg Von Elke Plöger

  • Lesedauer: 2 Min.

Es war gut, dass hier ausschließlich Frauen teilnahmen - kein Gemotze, keine Unterbrechungen, offenes Reden und interessiertes Zuhören.« Die Teilnehmerin aus einer Magdeburger Behörde ist in der Schlussrunde hörbar zufrieden mit dem Ergebnis. Zweieinhalb Tage lang haben die 15 Teilnehmerinnen freies Sprechen trainiert. »Jetzt rede ich!« - so hieß das Rhetorik-Seminar, zu dem die Frauenpolitische Bildung Sachsen-Anhalt e. V und das Magdeburger Interventionsprojekt e. V eingeladen hatten.

Bernhild Schrand, Kommunikationstrainerin und Supervisorin aus Hannover, hat sichtlich Spaß an der sehr intensiven Runde. Sie ist der festen Überzeugung, dass es Frauen selten an den rhetorischen Fähigkeiten fehlt. Sie beschränkten sich selbst aufgrund der Erfahrungen, die sie von Kind an machen. »Ich persönlich melde mich oft zu Wort und lasse mich auch nicht entmutigen. Aber wenn man dann immer wieder einen auf den Deckel kriegt ...«, sagt die Gymnasiastin Karina Baake. Bernhild Schrand erinnert an den anschwellenden Lärmpegel, sobald in Parlamenten Frauen das Wort ergreifen. Frauen, so sagt sie, werden beim Reden

oft schon dadurch benachteiligt und verunsichert, dass man ihnen einfach nicht zuhört. Oder indem nur kommentiert wird, wie sie aussehen, wenn sie etwas sagen.

Die Trainerin zeigt den Teilnehmerinnen allerdings auch, wie gering sie selbst ihre rednerischen Fähigkeiten einschätzen, mit Gesten, leisem Sprechen, mit »äh« und vorsichtigen Formulierungen das Gesagte oft zurück nehmen. Der Redemitschnitt per Videokamera demonstriert den Frauen die eigene Unsicherheit in der Körperhaltung. Für Bernhild Schrand liegen die rhetorischen Probleme von Frauen vor allem in den Beschränkungen, die sie durch fehlende positive Rückmeldungen, durch Selbst- und Fremdabwertungen ebenso wie durch sehr unterschiedliche Umgangsformen mit Rednerinnen und Rednern erfahren.

Weit mehr Frauen, als Platz fanden, hatten sich zum Seminar angemeldet. Die Teilnehmerinnen wünschten sich Fortsetzung und Vertiefung. »Das Thema Körpersprache ist viel zu kurz gekommen, ich wüsste gern mehr über die nichtverbale Kommunikation und wie wir es in den Griff bekommen können, den uns gebührenden Raum einzunehmen«, stellte Roswitha Ohgk, Mitarbeiterin des Interventionsprojektes, fest.

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