Weltenheiler

  • Marlene Göhring
  • Lesedauer: 2 Min.

Der dritte Weg - hat er ihn gefunden? Gibt es tatsächlich noch etwas anderes als Kapitalismus und Sozialismus? Ist Robert Schmidtke vielleicht sogar der Heiland, den Nostradamus für die zweite Jahrtausendwende angekündigt hat? An Wunder glaubt der Vorsitzende der Partei »Frühling in Deutschland« jedenfalls. Er ist auch Kanzlerkandidat der neugegründeten Partei für die Bundestagswahl 2013. Wenn sie bis dahin ausreichend Unterstützer gewinnt, um zugelassen zu werden. Auch das wäre ein Wunder.

Schmidtke will Bundeskanzler werden. Weil die anderen Politiker »ganz klar überfordert sind«. Bis zum späten Auftritt auf der politischen Bühne hat Schmidtke einen fast messianischen Weg zurückgelegt. 1964 geboren, hat er sich schon im Studium an den immanenten Widersprüchen von Betriebs- und Volkswirtschaftslehre gerieben. Trotzdem wurde er Manager, schlug eine typische Laufbahn bis zum Marketingleiter und dann selbstständigen Unternehmensberater ein. Das reichte nicht. Enttäuscht von Weltlage und Wahlkampf Schröder-Merkel kam er zur Humanwirtschaftspartei - und verließ sie kurz darauf mit einer Handvoll Anhänger. Jetzt ist er Vorsitzender einer Partei, die das komplette Wirtschaftssystem umwerfen will. Ihr Programm umfasst zwar nur zwölf Seiten, sein gleichnamiges Buch dafür 162. Das entgleiste Bankensystem ist Kernthema, es soll wieder mit Realwerten ausgestattet werden. »Die Natur macht auch keine Schulden«, so der Vorsitzende. Deren »Gesetzmäßigkeiten« will er auf das »menschliche Leben übertragen« - »Für ein wunderschönes Land voll wunderbarer Menschen.«

Frühling, Menschlichkeit, sinnerfülltes Leben - Schmidtke ist Wohlfühlpopulist. Er erklärt dem Normalbürger, woher die Krise kommt und was Wahrheit ist. Dankbar nimmt man die unkonventionellen Thesen zur Kenntnis, weil sie von den ewig selben Diskussionen abweichen. Die Esoterikaura mit ihren Symbolen und Schlagworten aber verwirrt. Vielleicht sind sie Überbleibsel aus Schmidtkes Zeit im Marketing. Vielleicht - und das wäre bedenklicher - sind sie aber auch ernst gemeint. Marlene Göring

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