Bedroht

Vicdan Özerdem wird in Kroatien festgehalten. Ihr droht die Auslieferung an die Türkei

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.
privat

Freiheit für Vicdan Sahin Özerdem! Für diese Forderung geht seit Wochen in Mainz eine Solidaritätsbewegung auf die Straße und wirbt um Unterstützung. Auch heute findet eine Kundgebung statt. Auslöser der Bewegung war vor knapp drei Monaten die Verhaftung der türkischstämmigen Journalistin durch kroatische Polizisten.

Damals hielt sich die 42-Jährige zu einem Sommerurlaub bei Verwandten in Kroatien auf. Die Behörden nahmen sie aufgrund eines von der türkischen Regierung angestrengten Interpol-Haftbefehls fest und sperrten sie in Dubrovnik ein. Mitte September beschloss ein Gericht auf Antrag Ankaras die Auslieferung. Inzwischen wartet sie im Hausarrest auf einen Termin für das Revisionsverfahren, mit dem sie die Auslieferung abzuwenden hofft.

In der Türkei war Özerdem als oppositionelle Journalistin zehn Jahre inhaftiert und nahm dabei an einem Hungerstreik für menschenwürdige Haftbedingungen teil. Nach einer Auslieferung müsste sie wieder mit einem Gefängnisaufenthalt rechnen. Dabei gilt ihr Gesundheitszustand auch als Folge von Folter und Haft und der Angst vor einer Rückkehr als kritisch.

Vicdan Sahin Özerdem kam 2004 zur medizinischen Behandlung nach Deutschland. Sie und ihr Ehemann sind hierzulande als Konventionsflüchtlinge anerkannt und dürfen nicht an ein Land ausgeliefert werden, in dem ihr Leben oder ihre Freiheit bedroht sind. In Mainz haben sie sich ein neues Leben aufgebaut. Ihrem heute siebenjährigen Sohn, der die Verhaftung seiner Mutter persönlich miterlebte, wollen sie eine sorgenfreie Jugend ohne traumatische Erfahrungen ermöglichen.

Freunde, Bekannte, Nachbarn und Aktivisten in der Solidaritätsbewegung schätzen Özerdem als sympathische und liebenswürdige Person und machen sich ebenso wie Mitglieder von Wohlfahrtsverbänden, Initiativen und politischen Parteien für ihre sofortige Freilassung stark. Sie erwarten von den Regierungen in Zagreb und Berlin Taten. Sie wissen aber auch, dass sie einen langen Atem brauchen.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -