Dortmunder NPD-Chef: Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung?

Polizei ermittelt gegen rechtsextremen Ratsherren Matthias Wächter

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 3 Min.
Erst nd-Recherchen brachten es an den Tag: Der Dortmunder NPD-Stadtrat Matthias Wächter war am Samstag offenbar an der Randale während des Fußball-Bundesliga-Spiels zwischen Dortmund und Schalke beteiligt. Die Polizei ermittelt gegen den Ultrarechten.
Letzte Woche wetterte die Dortmunder NPD noch gegen eine »fremdländische Massenkeile«, nun sieht sich ihr führender Kader selbst Gewaltvorwürfen ausgesetzt: Gegen den Dortmunder Stadtrat und NPD-Kreisvorsitzenden Matthias Wächter wird wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs, der gefährlichen Körperverletzung sowie der Sachbeschädigung ermittelt. Entsprechende nd-Informationen wurden am Montag aus Polizeikreisen bestätigt.

Der Rechtsextremist, der auch Mitglied im NRW-Landesvorstand seiner Partei ist, soll vor dem Fußball-Bundesliga-Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 am Samstag gegen 15 Uhr an einem Angriff auf vorbeiziehende Schalke-Fans beteiligt gewesen sein. Die Straftaten wurden aus einer Gruppe von BVB-»Fans« heraus begangen. Wächter wurde bei dieser Gelegenheit in Gewahrsam genommen, die Polizei ermittelt auch gegen ihn.

Das traditionell hochemotionale Ruhrderby zwischen den beiden konkurrierenden Fußballvereinen war am Samstag von heftigen Krawallen überschattet worden, wobei gewaltbereite sogenannte »Fans« aus beiden Lagern sich hervortaten. Die Polizeieinsatzleitung sprach von »massiven gewalttätigen Auseinandersetzungen wie lange nicht mehr«. Die Randalierer seien gezielt vorgegangen. Auch Unbeteiligte und sogar friedliche Fans des eigenen Vereins wurden demgemäß attackiert. Acht Polizisten und drei weitere Personen wurden verletzt, 163 Schalke- sowie 17 BVB-Anhänger wurden in Gewahrsam genommen.

Darunter auch Wächter, der nach eigenen Angaben in einem »Fanclub im Dortmunder Süden« aktiv ist, der BVB-Führung allerdings vorwirft, dort würden »Antifa-Kämpfer« mit »bewährten Stasimethoden« Fanclub-Vorstände erpressen. Hintergrund ist offenbar, dass Wächters Fanclub keine Eintrittskarten für das Westfalenstadion mehr erhält, solange er Wächter in seinen Reihen duldet.

Dortmund gilt als rechtsextreme Hochburg. In den 1980er-Jahren entstand hier die bundesweit berüchtigte Nazi-Hooligan-Truppe »Borussenfront«, um die es in den letzten Jahren ruhiger geworden war, die nun aber wieder in Erscheinung tritt. NPD-Wächter beklagt sich Mitte Oktober darüber, dass das Tragen von Borussenfront-T-Shirts (Wächter: »falsches T-Hemd«) zu Stadionverboten führe. Der BVB bildete jüngst eine Task-Force gegen rechte Anhänger, nachdem im Stadion ein rechtsextremes Transparent für Unmut gesorgt hatte. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke Watzke kündete eine »Null-Toleranz-Strategie« gegen rechtsextreme Stadionbesucher an. Der BVB sei ein »weltoffener, toleranter Verein«, betonte der Manager.

Die NPD ist mit zwei Kameraden im Dortmunder Stadtrat vertreten, seit die Stadtratswahl von 2009 Ende August diesen Jahres wegen angeblicher Wählertäuschung wiederholt wurde. Neben Wächter zog nun auch dessen Parteifreund Axel Thieme in das Kommunalparlament ein. Kurz darauf wurde Wächter zum Vorsitzenden der zweiköpfigen NPD-Ratsgruppe im Rat gewählt. In einem Gespräch mit der bundesweiten NPD-Zeitung »Deutsche Stimme« kündete Wächter daraufhin an, er wolle »der etablierten Chaospolitik im Rat der Stadt Dortmund hart ins Gericht gehen«.
Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal