Obama siegt im dritten Fernsehduell

Kopf-an-Kopf-Rennen zwei Wochen vor den Präsidentschaftswahlen in den USA

  • Max Böhnel, New York
  • Lesedauer: 3 Min.
Bei der dritten und letzten Fernsehdebatte vor den US-Präsidentschaftswahlen punktete ein angriffslustiger Präsident Barack Obama vor dem zurückhaltenden Herausforderer Mitt Romney.
In der Debatte in Boca Raton (Florida) drehten sich die Fragen, die der Journalist Bob Schieffer den Kandidaten stellte, um die außenpolitischen Vorstellungen der Kandidaten. In seinen Antworten attackierte der Amtsinhaber den Herausforderer mehrmals als unerfahrenen Neuling. Wie Blitzumfragen kurz nach der Debatte zeigten, war die aggressivere Strategie Obamas erfolgreich: Laut CNN erklärten 48 Prozent der Befragten den Präsidenten zum Sieger, nur 40 Prozent Romney. Bei CBS News lag der Demokrat sogar mit 53 zu 23 Prozent vor dem Republikaner.

Obama nutzte seinen Vorteil als Amtsinhaber voll aus. Immer wieder präsentierte er sich als glaubwürdiger Oberbefehlshaber, der strategisch weitsichtig den teuren Irakkrieg beendet habe und bis 2014 auch den Abzug aus Afghanistan vollziehen werde. Der Präsident hielt Romney mehrfach widersprüchliche und »die Öffentlichkeit sowie unsere Freunde und Gegner irreführende« Aussagen vor. »Jedes Mal, wenn Sie Ihre Meinung geäußert haben, lagen Sie falsch«, attackierte der Demokrat den Republikaner. Romney hatte den Einmarsch in Irak unter Obama-Vorgänger Bush unterstützt. Bis vor Kurzem bezeichnete er Russland noch als größten geostrategischen Gegner der USA. »Der Kalte Krieg ist seit 20 Jahren vorbei«, hielt Obama ihm vor.

Zu einer substanziellen Auseinandersetzung um außenpolitische Strategien kam es nicht. Dazu sind die Vorstellungen von Demokraten und Republikanern über die globale Stellung der USA als Führungsmacht zu ähnlich. Romney attestierte Obama im Umgang mit der arabischen Welt Führungsschwäche, kritisierte die angebliche Verschlechterung der Beziehungen zu Israel und attackierte das iranische Atmoprogramm als »inakzeptabel«. Doch Obama gelang es, seine Außenpolitik als konstant darzustellen. Und in den meisten Punkten sagte Romney seiner Regierung sogar Unterstützung zu, etwa beim Sanktionsdruck auf Iran, in Afghanistan, im syrischen Bürgerkrieg oder beim Einsatz von Drohnen.

Auffällig war die aggressive Sprache beider Wahlkämpfer, wenn es um die Beseitigung außenpolitischer Feinde ging, ob nun Osama bin Laden oder das weitere »killing of the bad guys« (Töten der bösen Jungs). Internationales Recht wurde dabei von keinem erwähnt. Allerdings mahnte Romney auch, dass die USA beim Umgang mit den »Tumulten« in der arabischen Welt nur im Notfall auf Gewaltanwendung setzen sollten. Er strebe keinen neuen Krieg an, sagte der Republikaner mehrfach.

Nach Ansicht Obamas steht sein Herausforderer aber für »die Außenpolitik der 80er Jahre, die Gesellschaftspolitik der 50er Jahre und die Wirtschaftspolitik der 20er Jahre«. Romneys internationale Profilierungsversuche waren schon im Frühsommer gescheitert, als der Republikaner mehrmals in diplomatische Fettnäpfchen trat. Nicht nur in Sachen Außenpolitik führte der Amtsinhaber mit deutlichem Vorsprung. Doch inzwischen legte Romney eine rasante Aufholjagd hin. In der ersten Fernsehdebatte stahl er dem müden und arrogant wirkenden Obama erst die Schau und zog dann in Umfragen mit ihm gleich. Das zweite – wie auch das dritte – TV-Duell änderten an dieser Gleichung wenig. Kopf an Kopf gehen die Kandidaten in die letzten beiden Wochen des Wahlkampfs. Der wird jetzt vor allem in bisher unentschiedenen »swing states« wie Ohio und Florida ausgetragen.
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