Wahlkampfrente

Grit Gernhardt ein reines wahlrhetorisches Rechenexempel der Koalition

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Jubel, Trubel, Rentenheiterkeit! So zumindest liest sich die Meldung im größten deutschen Boulevardblatt, das am Montag vorab Zahlen aus dem Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung, der am Mittwoch offiziell vorgestellt werden soll, bekanntgab. Demnach sollen die Renten in den nächsten vier Jahren deutlich ansteigen. Was die »Bild«-Zeitung allerdings verschweigt: Die Jubelzahlen sind ein reines wahlrhetorisches Rechenexempel der Koalition, basierend auf Kaffeesatzleserei. Denn wer außer den schwarz-gelben Wahlkampfstrategen könnte in der derzeitigen Krise davon ausgehen, dass die wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten Jahren ausschließlich positiv verläuft, die Löhne kontinuierlich steigen und die Erwerbslosenzahlen auf heutigem Niveau verharren? Denn nur unter diesen Voraussetzungen lassen sich die berechneten Rentensteigerungen erklären.

Arbeitnehmer, die aber nun davon ausgehen, dass ihre Gehälter - wie im Regierungsbericht als Grundlage für die Rentensteigerungen angenommen - in den kommenden Jahren durchschnittlich um 2,5 bis 2,8 Prozent steigen, könnten jedenfalls bitter enttäuscht werden. Für den Osten prognostizieren die Koalitionäre gar Lohnsteigerungen von 3,6 bis 5,6 Prozent - Annahmen, die Realisten bestenfalls ein müdes Lächeln entlocken werden. Für die Regierung könnte sich die Prognose als Bumerang erweisen: Bis zur Wahl dauert es noch eine ganze Weile und bis dahin hat die Realität die Rechenexempel vermutlich bereits überholt.

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