Karriere in Oliv

Die Bundeswehr ist auf Nachwuchssuche. Seit die Wehrpflicht faktisch abgeschafft ist und das Gesetz den Nachschub nicht mehr automatisch vor die Kasernentore treibt, müssen sich die Militärs was einfallen lassen. Das ist die Stunde der Marketingexperten. Auf einmal produziert sich die Bundeswehr in der Öffentlichkeit in locker-flockiger Pose. Über Jugendzeitschriften wie „Bravo" ergoss sich eine Werbekampagne, bei der man den Eindruck haben konnte, es gehe hier nicht um Drill und gegebenenfalls Mord und Totschlag, sondern um ein paar heitere Wochen im Dschungelcamp. In der Berliner S-Bahn fahren Plakate spazieren, auf denen das Wachbataillon der Bundeswehr mit dem zweifelhaften Slogan „Eine Frage der Ehre!" dazu auffordert, „Teil eines außergewöhnlichen Teams" zu werden. Stramm stehen, exerzieren, Männchen machen – wer wollte das nicht schon immer?

Allerdings: Es geht um Jobs. Das ist in Zeiten der Krise kein schwaches Argument. Das Personalmanagement der Bundeswehr kümmert sich, üppig ausgestattet vom Steuerzahler. Das gute alte Kreiswehrersatzamt hat gemeinsam mit der Wehrpflicht das Zeitliche gesegnet – jetzt kommen „Karrierecenter" und „Karriereberatungsbüros". Das klingt nach Aufstieg, Einfluss, Dynamik; nicht mehr nach Kommiss und Gehorchen.

Werbemäßig sind da jedoch noch Reserven zu erschließen. Jedes Unternehmen, das halbwegs bei Troste ist, lockt Bewerber mit Einsätzen im Ausland, internationalen Beziehungen, weltweiten Chancen. Da müssen de Maizières Werbefuzzis nochmal ran. Denn wie sagt der Minister: Bundeswehreinsätze sind faktisch überall auf der Welt denkbar. Wenn das kein Anreiz ist!
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