Zeichen lesen

  • Karin Nölte
  • Lesedauer: 1 Min.
Berlin mit Paris zu vergleichen, hieße, eine Mücke zum Elefanten zu machen. Von dem Ausmaß an Armut, Bandenkriminalität, Drogenhandel oder Ausgrenzung von Zuwanderern, dessen wir jetzt in der französischen Hauptstadt gewahr werden, ist die deutsche weit entfernt. Das ist einer anderen gesellschaftlichen Prägung zu verdanken. Und die Politik hat, wie nicht zuletzt der diesjährige 1.Mai zeigte, dazugelernt. Dennoch kann nichts ausgeschlossen werden. Die ursächlichen Probleme in Paris sind auch in unserer Stadt anzutreffen, wenn auch eher punktuell. Trotz vielfältiger Bemühungen von sozialen Hilfen über Quartiersmanagements bis zum persönlichen, ehrenamtlichen Engagement sollten wachsende Armut, fehlende Zukunftsperspektiven oder zumindest subjektiv empfundene Diskriminierung bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine Warnung sein. Wenn Berlin schon zum Sparen gezwungen ist, müssen die Folgen für den sozialen Zustand unserer Stadt sensibel beachtet werden. Auch wenn die Brandanschläge auf fünf Autos gestern früh in Moabit nicht mehr als Trittbrettfahrerei sein sollten, wäre Aufatmen fehl am Platze. Die Mediengesellschaft ermuntert geradezu zu Nachahmungstaten. Einmal eine Schlagzeile zu machen, das droht zum unrühmlichen Sport zu werden. Beleg dafür dürften die jeden Tag sich wiederholenden rechtsextremistischen Schmierereien sein. Nicht zu vergessen die zunehmende Verwahrlosung. Wenn wir sie nicht als Zeichen lesen, ist Berlin in einigen Jahren da, wo Paris heute ist.
#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal