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Der Humor des Jens Spahn
Andreas Koristka hält ein Plädoyer für einen falsch verstandenen Ironiker
Jens Spahn ist für seine lockere, heitere Art bekannt. Wenn es nicht gerade um den Islamer geht, der neben ihm in der Dusche vom Fitnessstudio seinen kleinen Mohammed nicht präsentieren möchte, ist er immer witzig drauf. Das hat der Maskenlieferant, der nun behauptet, Spahn hätte als damaliger Gesundheitsminister während der Corona-Pandemie Masken im Wert von 287 Millionen Euro bei ihm bestellt, leider nicht erkannt.
Der Lieferant beruft sich auf einen Satz aus einer E-Mail von Spahn: »Jetzt will ich erst mal rechtlich verbindlich das Zeug ;-) So, bin jetzt vorerst raus hier, praktischen Rest mit meinen Leuten klären. Danke!« Jedem, der schon einmal Berührung mit Humor hatte, wird auffallen, dass diese Sätze nicht ernst gemeint sein können. Der Zwinkersmiley ist ein unverkennbarer Hinweis.
Die KI von Google erklärt es genauer: »Der Zwinkersmiley wird meistens verwendet, um eine Nachricht aufzuweichen, Witze zu markieren oder eine verspielte, neckende Note zu geben. Er kann auch ein Hinweis auf Ironie sein.« Da! Ironie! Was Spahn mit seinen Worten eigentlich meinte, war: »Nie im Leben kaufe ich deine überteuerten Scheißmasken, du elendiger Krisengewinnler!« Aber weil die Pandemie eine harte Zeit der Entbehrungen war, in der die Nerven allerorten blank lagen, verpackte Spahn seine Worte humoristisch und markierte sie, so dachte er jedenfalls, unverkennbar als das Gegenteil vom Geschriebenen.
Andreas Koristka ist Redakteur der Satirezeitschrift »Eulenspiegel«. Für »nd.DieWoche« schreibt er alle zwei Wochen die Kolumne »Betreutes Lesen«. Alle Texte unter dasnd.de/koristka.
Er arbeitete damals schließlich als Gesundheitsminister und obwohl er nicht vom Fach kam, wusste er, dass Humor der Gesundheit dienlich sein kann. Wer lacht, fördert sein Wohlbefinden, regt seinen Kreislauf an und stärkt das Immunsystem. Spahn wollte damals also offensichtlich mit seiner lustigen Ironie positiven Einfluss auf die Volksgesundheit nehmen.
Aus diesen guten Vorsätzen und ein paar anderen Kleinigkeiten versucht man ihm nun einen Untersuchungsausschuss zu drehen. So soll Spahn der Firma Fiege den Auftrag zur Lagerung von Masken gegeben haben, obwohl es geeignetere Kandidaten gegeben haben soll und Fiege mit dem Auftrag heillos überlastet gewesen sein soll. Aber die Firma kam nun mal aus Spahns Wahlkreis und Spahn kennt die Inhaber persönlich.
Wenn sich ein CDU-Gesundheitsminister in einer Notstandslage wie der Corona-Pandemie derart offensichtlich solchen Mauscheleien hingibt, hat das selbstverständlich nichts mit Korruption zu tun. Vielmehr gab Spahn die Persiflage eines CDU-Gesundheitsministers in einer Notstandslage zum Besten! Er parodierte sich selbst! Das ist nicht ganz leicht zu durchschauen, weil Parodie und Künstler kaum zu unterscheiden sind. Aber wer möchte ihm den Versuch verübeln, die Menschen zum Lachen zu bringen?!
Margaretha Sudhof hat diese subtile Art von Komik natürlich nicht erkannt. Aber viele andere Menschen vielleicht doch. Und wenn sie auch nur ein bisschen gelacht haben, dann hat der eine oder andere vielleicht genau deswegen Corona überlebt. Wer weiß, wie viele Menschen Jens Spahn mit seiner lustigen Art vor dem qualvollen Tod bewahrt hat. Schon deshalb sollte er sich vor keinem Untersuchungsausschuss rechtfertigen müssen.
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