Wärmer als Fahrrad, praktischer als Tandem

WIR HABEN ES EINFACH MAL PROBIERT: Zwei Freundinnen aus Berlin fahren und kuscheln auf dem Cuddlebike

  • Lesedauer: 3 Min.
Zu zweit per Fahrrad unterwegs, dabei die Energieeffizienz verdoppeln und obendrein noch nett kuscheln? Eine derartige Wunderkiste hat ein Schlosser aus Wiesenburg zusammengeschraubt: »Cuddlebike«, abgeleitet vom englischen Verb »to cuddle«, übersetzt: »kuscheln«, so nennt der Brandenburger Jürgen Brömme seinen Drahtesel: Der übliche Fahrradsattel ist verlängert und bietet Platz für zwei. Die beiden Berlinerinnen Tatjana Gussarowa, 28, macht gerade ihr Abitur nach (r.), und Svetlana Lammok, 25, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni (Foto: Kristian Brömme) sind total begeistert.

nd: Sie müssen wohl gut miteinander können, um diese Zweierkombi zu steuern?

Svetlana Lammok: Man sollte sich wenigstens gut verstehen. Schließlich müssen wir ja gemeinsame Richtungsentscheidungen treffen. (lacht)

Tatjana Gussarowa: Klar, befreundet zu sein, das ist von Vorteil, aber nicht unbedingt notwendig. Man kann auf der Sitzbank auch Distanz halten.

Gibt es keinen Streit, wohin die Fahrt gehen soll?

T.G.: Aber nein. Wenn man dicht hintereinander sitzt, wächst automatisch das Wir-Gefühl.

S.L.: Würden wir zwei Fahrräder benutzen, müssten wir immer zueinander rüberschreien, ob wir nach links oder rechts abbiegen, ob wir anhalten oder noch weiter fahren.

T.G.: Abgesehen davon können wir uns abwechseln, wer jeweils am Lenker sitzt. Das klappt ziemlich gut.

Ist denn diese Art Stange, auf der Sie hocken, wirklich bequem?!

T.G.: Das ist keine Stange, sondern das ist ein richtiger Sattel, bloß dass da eben zwei Personen hintereinander drauf sitzen können. Und der ist schön breit und gut gepolstert, das ist richtig gemütlich.

Alternativ könnten Sie doch auch ein klassisches Tandem nutzen! Da hätten Sie beide Ihren eigenen Sattel.

T.G.: Das Cuddlebike ist viel praktischer. Es ist kaum größer als ein normales Fahrrad, und trotzdem passen zwei Menschen drauf. Deswegen lässt es sich überall gut transportieren, in den U- und S-Bahnen. Und gleichzeitig bietet es die gleiche Energieeffizienz wie ein Tandem.

Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie das erste Mal auf das Velo für zwei geklettert sind?

T.G.: Seit mehr als zehn Jahren hatte ich kein Fahrrad mehr benutzt. Deswegen war es am Anfang ein bisschen merkwürdig, wieder oben auf einem Sattel zu sitzen. Aber zusammen mit Svetlana bin ich schnell wieder reingekommen.

Eine Hilfe für den Wiedereinstieg, sich ökologisch korrekt fortzubewegen?

T.G.: Auf jeden Fall. Nach einer langen Pause hast du das Fahrradfahren zwar nicht total verlernt, aber du bist schon etwas unsicher. Aber genau diese anfängliche Unsicherheit ist auf dem Cuddlebike rasch verflogen. Zumal du weißt, dass vier Augen mehr als zwei sehen.

Wie reagieren andere Leute, wenn Sie auf dem Teil herumkurven?

S.L.: Viele gucken, wir werden öfters auch fotografiert und angesprochen.

T.G.: Das macht richtig Spaß, wie man Leute für etwas Neues begeistern kann. Toll ist auch, dass gerade ältere Passanten sehr positiv reagieren.

Vielleicht kann das Cuddlebike gerade für die eine Motivation sein, das Auto stehen zu lassen und auf Pedalantrieb umzusteigen?

S.L.: Unbedingt! Und ist bei einem älteren Paar die oder der eine fitter, kann sie beziehungsweise er die Führung übernehmen.

Das aktuelle Winterwetter lädt ja nicht gerade zum Radeln ein ...

T.G.: ... und gerade deshalb finde ich das Cuddlebike total praktisch, weil es sich, wie sein Name schon sagt, sehr gut zum Kuscheln eignet. So dass man sich gut aneinander wärmen kann.

Gespräch: René Gralla

Weitere Infos: www.cuddlebike.de

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