Vereinbarung nur mit Gesprächen

Bundessozialgericht stellt Forderung an Jobcenter

  • Lesedauer: 1 Min.
Jobcenter können keine Eingliederungsvereinbarungen mit Langzeitarbeitslosen schließen, ohne vorher persönlich mit ihnen gesprochen zu haben. Sollen Hartz-IV-Bezieher ein solches Papier unterschreiben, ist ein klärendes Gespräch unverzichtbar, urteilte das Bundessozialgericht in Kassel am 14. Februar 2013 (Az. B 14 AS 195/11).

Ein Agrarwissenschaftler hatte sich gegen einen Bescheid des Jobcenters gewehrt. Das hatte dem Hartz-IV-Empfänger eine vorformulierte Eingliederungsvereinbarung zum Unterschreiben vorgelegt. Darin wurde aufgeführt, welche Schritte er in den nächsten zehn Monaten zu unternehmen hat, um einen neuen Job zu finden.

Als der Arbeitslose die Vereinbarung nicht unterschrieb, verpflichtete ihn das Jobcenter per Bescheid zu den vorgeschlagenen Eingliederungsmaßnahmen. Der Jobsuchende hielt den Verwaltungsakt jedoch für rechtswidrig. Das Jobcenter habe nicht umfassend geklärt, welche Stärken und Schwächen er als Arbeitsuchender habe. Außerdem seien die Vorgaben zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt viel zu ungenau beschrieben worden.

Das BSG urteilte, der Bescheid sei rechtswidrig - jedoch nur, weil er zehn Monate gelten sollte. Nach den Vorschriften seien lediglich sechs Monate erlaubt. Das Gericht legte indes nicht genau fest, wie konkret eine Eingliederungsvereinbarung sein muss. Das BSG schob allerdings der oft geübten Praxis vieler Jobcenter einen Riegel vor, Arbeitslose schnell per Verwaltungsakt zu Eingliederungsmaßnahmen zu verpflichten. Ein solcher Bescheid sei nur möglich, wenn der Arbeitslose die Eingliederungsvereinbarung auch konkret abgelehnt hat.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal