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Bankraub 2.0

Bande erbeutete mit manipulierten Kreditkarten 45 Millionen Dollar

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.
Mit manipulierten Kreditkarten gelang einer Bande einer der größten Diebstähle des Jahrhunderts. 45 Millionen Dollar erbeuteten sie an Bankautomaten. Sieben Angeklagten drohen 18 Jahre Haft - ihr ehemaliger Chef soll ermordet worden sein.

Ein Verbrecherring hat den Bankraub neu erfunden: Die Organisation wurde nun von US-amerikanischen Behörden überführt. Die Gruppe soll 45 Millionen Dollar (34 Millionen Euro) an Geldautomaten gestohlen haben. Dazu nutzte sie manipulierte Kreditkarten.

»Anstelle von Masken und Pistolen haben diese Kriminellen Laptops und das Internet genutzt«, erklärte die amerikanische Staatsanwältin Loretta Lynch. »Das war ein Bankraub des 21. Jahrhunderts. Per Internet erstreckte er sich um den ganzen Erdball.«

Aufnahmen von Überwachungskameras zeigen die mutmaßlichen Bankräuber mit Rucksäcken, die immer schwerer werden, während die Kriminellen von einem Bankautomaten zum nächsten ziehen, um Geld abzuheben. Auf anderen Bildern sitzen zwei der Männer in einem Auto - mit Bargeldbündeln zwischen sich. »Würde man nur die 20-Dollar-Noten aufeinander stapeln, die in New York geklaut wurden, könnte man einen Turm von 13 Metern Höhe bauen«, ergänzte Lynch.

Laut der Anklage wurden in New York an insgesamt 3000 Automaten 2,4 Millionen Dollar gestohlen. Zehn Stunden hätten die Angeklagten dafür im Februar benötigt. Es handelt sich um den zweitgrößten Raub in der Geschichte New Yorks nach dem Juwelenraub von 1978, der als Lufthansa-Raub bekannt wurde.

Die Angeklagten stammen aus der Dominikanischen Republik, lebten aber nördlich von New York. Sie verschafften sich online Zugang zu Konten, die zu so genannten Prepaid-Kreditkarten gehörten. Anschließend umgingen sie die Auszahlungsgrenzen und transferierten die Informationen auf Magnetkarten, die sie für die Abhebungen nutzten. In vielen Ländern gibt es auf Kreditkarten aus Sicherheitsgründen auch Chips, in den USA ist das jedoch nicht üblich. Die Diebe bedienten sich jedoch nur an versicherten Konten, die Bankkunden verloren also kein Geld.

Der angebliche Chef der Bande, Alberto Yusi Lajud-Pena, wurde Berichten zufolge im April in der Dominikanischen Republik ermordet. Bei ihm wurde ein Koffer mit 100 000 Dollar Bargeld gefunden. Zuvor soll er 150 000 Dollar auf ein Konto in Miami eingezahlt haben - in 20-Dollar-Noten.

Einer der nun Angeklagten, Jose Familia Reyes, soll mit 37 Abhebungen die Summe von 30 514 Dollar geklaut haben. »Sie haben sie praktisch genau so schnell bewegt, wie Daten im Internet. Sie haben bei den Computersystemen internationaler Konzerne angefangen und dann auf den Straßen New Yorks weitergemacht. Die Angeklagten haben Millionen von Dollar an Hunderten Bankautomaten gestohlen«, so Staatsanwältin Lynch.

Im Dezember ergaunerte die Gruppe fünf Millionen Dollar, im Februar weitere 40 Millionen Dollar. Die Fälle werden von der Polizei in Kanada, Kolumbien, Ägypten, Japan, Rumänien, Russland und Sri Lanka untersucht. Seit März wurden sieben Verdächtige verhaftet. Jedem von ihnen drohen 18 Jahre Haft und eine Geldstrafe von je 250 000 Dollar.

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