Elefant Niebel

Martin Ling über einen Einwicklungshilfeminister im Porzelanladen

  • Lesedauer: 1 Min.

Punkte sammeln in der Öffentlichkeit. Wohl nicht ganz zufällig im Wahljahr kam Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) auf die Idee, sein Haus, seine Arbeit und die entwicklungspolitischer Organisationen und Akteure erstmals über einen Deutschen Entwicklungstag publikumswirksam zu präsentieren. Die Öffentlichkeit wird heute rund um den Washington-Platz allein schon durch die zur Fanmeile strömenden Fußballanhänger gesichert sein. Doch Quantität ist nicht gleich Qualität, das gilt allemal auch in der Entwicklungspolitik. Und dass mit diesem Tag ein progressiver Ansatz in diesem Politikbereich näher rückt, muss leider bezweifelt werden.

Ein Minister, der keinen Anstoß daran nimmt, dass mit kolonialen, an die Großwildjagd gemahnenden Plakaten Werbung gemacht wird, zeigt, dass ihm historische Zusammenhänge egal sind. Das wird umso deutlicher daran, dass der Entwicklungstag bewusst auf den Tag der Gründung der Organisation Afrikanischer Einheit gelegt wurde. Übersehen hat der Liberale dabei, dass die OAU vor 50 Jahren angetreten war, die durch die Berliner Konferenz 1884/85 vorgenommene willkürliche koloniale Grenzziehung rückgängig zu machen. Dessen ungeachtet setzt Niebel plakativ auf die koloniale Großwildjagd und bedient damit rassistische Klischees. Unwissen schützt vor Schaden nicht. Niebel bewegt sich in der Entwicklungspolitik seit Anbeginn wie ein Elefant im Porzellanladen. Fortsetzung nach September: hochgradig unerwünscht.

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