Niebels afrikanische Mogelpackung

Martin Ling über den Schwerpunkt deutscher Entwicklungszusammenarbeit

  • Lesedauer: 1 Min.

Beim ersten Deutschen Entwicklungstag am 25. Mai war Afrika das vom Entwicklungsministerium (BMZ) ausgegebene Leitmotiv. Ganz abgesehen von der missglückten Plakatwerbung, die eine Anleihe an die koloniale Großwildjagd vornahm, stellt sich die Frage, wie der vom BMZ erklärte »Schwerpunkt des deutschen Engagements im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit« zu bewerten ist. Der Deutschlanddirektor der entwicklungspolitischen Organisation ONE Tobias Kahler sieht Nachholbedarf: »Unter den Top-Ten-Empfängern deutscher bilateraler Entwicklungsgelder befindet sich nur ein einziges afrikanisches Land.« Die Quelle der Information ist unverdächtig, es ist das BMZ selbst. Der größte Empfänger ist demnach China vor Indien und Afghanistan, selbst die Türkei rangiert noch vor dem neuntplatzierten Kenia! Afrika als Schwerpunkt deutscher Entwicklungspolitik ist quantitativ eine Mogelpackung.

Qualitativ sieht es kaum besser aus. Auch wenn es gute Ansätze in der Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika gibt, wie der Aufbau zusätzlicher Gesundheitszentren in bisher unterversorgten ländlichen Gebieten in Malawi – der Schwerpunkt liegt nicht auf Armutsminderung, weil sich mit Grundbildung, Basisgesundheitsversorgung oder dem Ausbau der Ernährungssicherheit keine großen Geschäfte machen, lassen wenn überhaupt. Niebel geht es auch in Afrika um Wirtschafts- statt Entwicklungsförderung, bei der die Bedürfnisse der lokalen Wirtschaft und Bevölkerung zum Maßstab gemacht werden müssten. Niebels Ansatz geht an den Erfordernissen vorbei.

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