Der Einheitsmacher

Bundesligist TSG Hoffenheim feiert nach 2:1 in Kaiserslautern den Vater des Klassenerhalts

Hoffenheim setzt sich auch im zweiten Relegationsspiel gegen Kaiserslautern durch. Trainer Markus Gisdol, Vater des Erfolgs, wird auf Händen getragen – auch im Wortsinne.

Der Mann, den sie in Hoffenheim als den Vater des Klassenerhaltes ansehen, war schon auf dem Weg Richtung Mittellinie, als ihn Koen Casteels doch noch zu fassen bekam. Huckepack trug der Hoffenheimer Torwart seinen Trainer Richtung Fankurve, den Rest schaffte der Coach dann allein: Sekunden später thronte Markus Gisdol auf dem Zaun und dirigierte die Jubelgesänge der Hoffenheimer Fankurve. Davor tanzten und hüpften die Spieler.

Der 2:1-Sieg beim Drittligazweiten 1. FC Kaiserslautern bedeutete ein echtes Happy End für eine Mannschaft, die erst am 34. Spieltag den vorletzten Tabellenplatz verließ. »Man hat uns zwar schon früher immer gesagt, dass wir eine Mannschaft sind, aber das waren wir nicht«, gab Mittelfeldmann Tobias Weis zu. »Erst Markus Gisdol hat uns zu einer echten Einheit gemacht.« Der Gepriesene gab das Kompliment an die Mannschaft zurück: »Als wir angefangen haben, hat uns die Mannschaft viel Vertrauen geschenkt. Jeder Einzelne hat sich zurückgenommen und das Team in den Vordergrund gestellt.«

Offenbar verleiht so ein verbindendes Gefühl auch einen ruhigen Schlaf. Vor dem Mannschaftshotel der Kraichgauer in Bad Dürkheim hatten Fans des FCK in der Nacht vor dem Spiel immer wieder Böller gezündet, um die verhassten Hoffenheimer um den Schlaf zu bringen. »Das hat die Jungs aber nicht sonderlich interessiert«, beschwichtigte Alexander Rosen, »Leiter Profifußball« bei der TSG. Er ließ aber durchblicken, dass die Klassenerhaltsfeierlichkeiten weit weg von Bad Dürkheim steigen würden.
Von dort, mitten im FCK-Territorium, stammt auch Lauterns Keeper Tobias Sippel, der am Dienstag bester Spieler seiner Elf war und in der 28. Minute einen Strafstoß von Sejad Salihovic entschärfte (28.). Allein, es nützte nichts, die spielerisch limitierten Pfälzer unterlagen trotz starker kämpferischer Leistung mit 1:2. Dass Lauterns Alexander Baumjohann mit einem direkt verwandelten Freistoß traf (65.), fiel nicht weiter ins Gewicht, denn David Abraham (44.) und Jannick Vestergaard (74.) machten für den Erstligisten alles klar. Im Lager des Zweitligisten fand dann auch Verteidiger Chris Löwe, dass »eine Mannschaft, die insgesamt 5:2 in zwei Spielen gewinnt, verdient hat, in der Bundesliga zu spielen.«
Dass mit dem Last-Minute-Triumph nun nicht der Mantel des Schweigens über diese Spielzeit gelegt wird, deuteten die Hoffenheimer Verantwortlichen schon unmittelbar nach dem Schlusspfiff an. Schließlich stand die Saison lange Zeit unter keinem guten Stern. Manchem schien es, als wechselten Konzepte und Zielvorgaben genauso häufig wie Trainer und Sportdirektoren.
Intern soll die Saison nun aufgearbeitet werden. Rosen umriss in der Interviewzone aber schon mal das künftige Selbstverständnis des Vereins: »Wir wollen uns über attraktiven Fußball, über unser neues Auftreten nach außen und über die Integration der Talente aus unserer Fußballakademie definieren. Das sind unsere drei Säulen.« Damit angefangen haben sie schon in den vergangenen Wochen. Spieler wie Andreas Ludwig (22), Robin Szarka (21), Stefan Thesker (21) und der erst 17-jährige Niklas Süle haben schon ihren Profieinstand gegeben.

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