»Dresden und Nürnberg sind doch keine Dörfer«

Dem Franken-Sachsen-Express droht das Aus

  • Ralf Hübner, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Bahntrasse von Dresden nach Nürnberg war einst Teil einer Hauptverkehrsader. Jetzt fährt dort nur noch der Nahverkehr. Und der verliert trotz hoher Investitionen immer mehr an Fahrt.

Plauen/Dresden. Komfortabel länger unterwegs: Wenn die Bahnstrecke zwischen Plauen im Vogtland und Hof (Bayern) Ende des Jahres elektrifiziert ist, wird sich das für die Fahrgäste nicht nur vorteilhaft auswirken. Fahrzeiten werden sich verlängern, weil Reisende aus Sachsen in Richtung Nürnberg dann nach Bahnangaben teilweise in Hof umsteigen müssen. Und von 2015 an ist es keinesfalls sicher, dass es den »Franken-Sachsen-Express« von Dresden nach Nürnberg als durchgängige Bahnverbindung überhaupt noch geben wird. Laut Bahn können sich die Reisenden zwischen Hof und Dresden immerhin auf eine Fahrt in leisen und klimatisierten Doppelstockwagen freuen.

Elektrisch langsamer

Auf dem Gelände des Chemnitzer Hauptbahnhofs wuseln die Arbeiter auf den Gleisen. »Ausbaustrecke Leipzig/Dresden-Hof-Stuttgart-Karlsruhe«, steht auf dem Bauschild. Doch schon seit Jahren geht es hier im Personenverkehr maximal zwischen Dresden und Nürnberg hin und her. Im stündlichen Wechsel ist ein Interregio-Express (IRE) und ein von den regionalen Verkehrszweckverbänden für den Nahverkehr gemeinsam finanzierter Regional-Express (RE) unterwegs. Eine Fahrt mit dem IRE von Dresden nach Nürnberg dauert aber rund vier Stunden.

Wenn Ende 2013 die Elektrifizierung bis Hof abgeschlossen ist, wird laut Bahn zunächst der RE auf elektrischen Betrieb umgestellt. Die schmucken, neuen Doppelstockzüge haben jedoch anders als die Dieseltriebwagen keine Neigetechnik und sind deshalb auf der bisweilen kurvenreichen Strecke nicht so schnell. Allein die Fahrt bis Hof wird von Dresden aus dann etwa vier Stunden und zwanzig Minuten dauern. Reisende Richtung Nürnberg müssen in Hof zudem künftig in einen Dieselzug umsteigen, der allerdings am gleichen Bahnsteig bereitstehen soll, wie die Bahn versichert.

Doch zumindest der IRE bleibt noch bis Ende 2014 als durchgängige Verbindung erhalten - dieselgetrieben. Dann jedoch will die Bahn aus der Finanzierung aussteigen. »Wir fahren jährlich Verluste in Millionenhöhe ein«, begründet eine Bahnsprecherin in Leipzig, ohne genaue Zahlen zu nennen.

Endstation Hof?

Anstelle der Bahn sollen die Zweckverbände einspringen. Womöglich werden dann aber auch diese Züge auf den kostengünstigeren elektrischen Betrieb umgestellt - mit Umsteigen in Hof. Der Sprecher des Verkehrsministeriums, Florian Schaefer, sagt, bislang seien für die Jahre 2015 bis 2020 nur von Dresden bis Hof Zugverbindungen im Ein-Stunden-Takt finanziert. Wie es von Hof nach Nürnberg dann weitergehen werde, vermag er nicht zu sagen. Das sei Sache der Zweckverbände. »Dafür ist der Freistaat nicht zuständig.«

»Es ist noch nicht entschieden, ob es weiter eine durchgehende Verbindung geben wird«, sagt die Sprecherin des Verkehrsverbundes Mittelsachsen, Silke Dinger. Sicher sei das nicht. Denn: »Mehr als drei Viertel unserer Fahrgäste sind zwischen Dresden und Hof unterwegs.« Da seien die Verbindungen in Sachsen wichtiger.

Die Verkehrsexpertin der sächsischen Grünen im Landtag, Eva Jähnigen, sieht deshalb das Land in der Pflicht, um den Franken-Sachsen-Express zu retten. »Das ist kein Nahverkehr mehr. Das überfordert die Zweckverbände.« Und der Fahrgastverband Pro Bahn in Bayern sieht sogar den Bund gefordert. »Das ist eigentlich Fernverkehr«, stimmt der Sprecher des Verbandes, Winfried Karg, Jähnigen zu. »Das ist eine Hauptverkehrsader. Dresden und Nürnberg sind doch keine Dörfer.«

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