Washington auf »roter Linie« des Krieges

Jordanien wird zunehmend zum Aufmarschgebiet für eine militärische Intervention in Syrien

  • Karin Leukefeld
  • Lesedauer: 3 Min.
Während Russland die USA vor einem Militäreinsatz in Syrien warnt, plant Washington, Kampfflugzeuge sowie Raketenabwehr in Syriens Nachbarland Jordanien zu stationieren. Auch andere Zeichen zeigen auf Eskalation.

Mehr als 8000 Soldaten und Militärbeobachter aus 19 Staaten proben in Jordanien seit dem 9. Juni (bis zum 20. Juni) den »irregulären Kampf«. Die USA stellen die Mehrheit der Soldaten, gefolgt von Jordanien und Großbritannien. Auch Bahrain, Kanada, Tschechien, Ägypten, Frankreich, Irak, Italien, Libanon, Pakistan, Polen, Katar, die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Jemen nehmen an dem jährlich laufenden Manöver »Eager Lion« teil. Jordanien hat in den vergangenen fünf Jahren von den USA 2,4 Milliarden Dollar Militär- und Wirtschaftshilfe erhalten.

Geübt werde der »Kampf gegen Terrorismus und Aufständische«, erklärte der jordanische General Awni al-Edwan Journalisten. Mit dem Krieg in Syrien hätten die Manöver nichts zu tun. Die F-16-Kampfjets und eine Batterie von Patriot-Luftabwehrraketen sollen allerdings nach dem Manöver im Norden Jordaniens verbleiben, an der Grenze zu Syrien.

Die Patriot-Raketen, die in der NATO-Sprache als »Defensivwaffen« gelten, können auch zur Durchsetzung einer Flugverbotszone über Syrien eingesetzt werden. Den Vorschlag machte wiederholt der republikanische US-Senator John McCain, der kürzlich die Aufständischen im Norden Syriens besucht hatte. Jeder Versuch, mit den Kampfjets und Patriot-Raketen eine Flugverbotszone über Syrien durchsetzen, verletze das Völkerrecht, warnte dagegen der russische Außenminister Sergej Lawrow.

Seit Herbst 2012 sind 200 US-Spezialkommandos in Jordanien stationiert, die nun um weitere 300 Soldaten verstärkt werden sollen. Die speziell ausgebildeten Kämpfer gehören vermutlich zu geheimen Missionen, die in Syrien den Aufständischen logistisch und militärisch zur Seite stehen. Nach Auskunft von Diplomaten in Damaskus, die namentlich nicht genannt werden möchten, machen diese Geheimkommandos potenzielle Angriffsziele ausfindig und markieren sie für zukünftige Luftangriffe.

Eine weitere Aufgabe der Spezialkommandos ist die Ausbildung von Aufständischen in den von der CIA im Laufe des vergangenen Jahres errichteten Ausbildungs- und Basislagern in Jordanien und in der Türkei. Darüber berichtete die »Washington Post« am Wochenende. Von den Lagern aus wurden »zuverlässige Versorgungswege« nach Syrien organisiert, bisher für die offiziell »nicht-tödliche Hilfe« zugunsten der Aufständischen. Nun soll auch offiziell auf diesen Wegen militärisches Gerät transportiert werden. Das Weiße Haus hatte vorige Woche erklärt, das Assad-Regime habe gegen die Aufständischen tödliche Giftgase eingesetzt und damit eine »rote Linie« überschritten.

Einem Bericht der palästinensischen Zeitung »Al Manar« (Jerusalem) zufolge nutzen die Aufständischen zunehmend die UN-Pufferzone zu den Golan-Höhen als Aufmarschgebiet. Dabei würden sie von Israel unterstützt, zitiert die Zeitung einen namentlich nicht genannten österreichischen UN-Soldaten. Das israelische Militär unterstütze die Aufständischen logistisch, militärisch und medizinisch, so der Soldat. Ein gemeinsames Operationszentrum der Aufständischen und Israels koordiniere die Hilfe. Verletzte Kämpfer seien in israelischen Siedlungen auf dem Golan medizinisch versorgt worden, auch Waffennachschub sei auf diesem Weg geliefert worden. Zudem seien Kämpfer über Israel in die entmilitarisierte UN-Zone eingesickert. Österreich hat seine 380 Blauhelmsoldaten aus dem Golan abgezogen, nachdem Aufständische die Soldaten mehrfach angegriffen und entführt hatten.

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