Fragend voranradeln

Energiepolitische Aktionstour durch Deutschland

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 2 Min.

»Reclaim Power« - holt euch die Energie zurück -, lautet die Parole einer Radtour auch für nicht extrem durchtrainierte Konzerngegner, die von Ost- und Süd- nach Westdeutschland ins Rheinische Braunkohlerevier führt. Ein Ausgangspunkt ist ein braunkohlekritisches Klimacamp in der Lausitz, das am Wochenende beginnt.

Unter all den großen Radevents des Sommers - von der »Tour de France« bis »Bahn in Flammen« in Bischofsheim - ist die Energiekampftour einzigartig: Sie ist frei von Doping und Sponsoren und hat zwei Startpunkte, nämlich Proschim in der Lausitz (21. Juli) und Freiburg im Breisgau (11. August). Sie ist auch die einzige Tour, die in der rheinländischen Pampa endet (und dann noch auf einem improvisierten Zeltplatz). Und sie ist hochpolitisch, lautet ihr Motto doch: »Reclaim Power - Energiekämpfe in Bewegung«. Und sie richtet sich nicht nur an durchtrainierte Spitzensportler, sondern an beinahe jedermann und jede Frau. »Wir fahren maximal 50 Kilometer pro Tag und das nicht in rasendem Tempo«, sagt Tina, eine der Organisatorinnen vom Netzwerk »Energiekämpfe in Bewegung«, das von den Jugendorganisationen der grünen Partei und des Umweltverbands BUND bis hin zu linken Gruppen wie »gegenstrom berlin« reicht.

Die Tour ist aber nicht nur offen für die üblichen Verdächtigen, auch wenn die Organisatoren nicht damit rechnen, dass ganze FDP-Kreisverbände mitradeln. »Der Erfolg der Tour hängt davon ab, dass sich Leute aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Hintergründen einbringen«, sagt Klimaaktivist Flo, und kalauert: »Fragend radeln wir voran!«.

»Wir wollen die einzelnen Energiekämpfe vor Ort vernetzen und überhaupt erstmal ein Gesamtbild davon entwickeln. Dabei spielt die Eigentumsfrage eine große Rolle«, ergänzt Organisatorin Tina und verweist auf die anstehende Bundestagswahl. »Energiepolitik spielt da eine große Rolle - und man wird uns in diesem Sommer nicht ignorieren können.«

Auf dem Weg wird an vielen Stationen Halt gemacht und ein dort unter den Nägeln brennendes energiepolitisches oder energiewirtschaftliches Thema aufgegriffen - von Atomkraft über Braunkohle, Rüstung und Verkehrspolitik bis hin zu riesigen Agrarfabriken. So soll unter anderem die Konzernzentrale des Energieunternehmens RWE in Essen drei Tage lang gleichsam belagert werden.

In Cottbus muss RWE-Konkurrent Vattenfall mit bunten, lautstarken Aktionen rechnen. Weitere Stationen sind Berlin, Stendal, Lüchow, Weitze, Osnabrück, Münster, Dortmund, Düsseldorf und Köln auf der Ost-West-Strecke der Tour sowie Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart, Neckarwestheim, Obrigheim, Mannheim, Mainz, Wiesbaden, Koblenz, Köln und Bonn auf der Südroute.

www.reclaimpowertour.org

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