Kapitulation

Leseprobe

  • Lesedauer: 2 Min.

Dieses Buch sucht Antworten auf die Frage, wie und warum Kämpfe enden. Es behandelt das Aufhören im Kriege, das insofern Neuland ist, als es zu diesem Thema bislang keine zusammenfassende Analyse, keine Theorie, ja nicht einmal einen vernünftigen Oberbegriff gibt, der allgemein anerkannt ist und das Phänomen zusammenfasst ...

Die Kunst der Niederlage ist ein Katalog von Regeln und Normen, von Ehr- und Moralvorstellungen, von ökonomischen, machtpolitischen und sozialen Fragen, der sich im Lauf der Zeit stark verändert hat. Ein Kampf wird natürlich durch die Kräfteverhältnisse entschieden, wobei zweitrangig ist, ob das entscheidende Übergewicht des Siegers durch zahlenmäßig-materielle, strategische oder moralische Faktoren herbeigeführt wird ... Clausewitz sah dies genauso wie moderne Theoretiker des Krieges, wie etwa Martin van Creveld ...

Im Folgenden wird es mir darum gehen, ... wie und warum Sieger und Besiegte beschlossen, an einem bestimmten Punkt den Kampf aufzugeben. Dieser Konsens ist nicht selbstverständlich, er ist brüchig und an eine Reihe von Vorbedingungen geknüpft. Eine davon ist etwa, dass der Sieger die Kapitulation akzeptiert ... In fast allen Fällen ist das Entgegenkommen auch für den Sieger die bessere Politik. Der Sieger muss dem Besiegten Hoffnungen auf Schonung oder zumindest ein erträgliches Weiterleben machen, um diesen vom fanatischen Endkampf bis um Tode abzuhalten. Die Bereitschaft des Siegers, den Besiegten zu schonen, muss mit der Neigung des Besiegten korrespondieren, die Niederlage und ihre voraussichtlich äußerst nachteiligen Folgen dem Tode vorzuziehen ... Es gab und gibt immer wieder Kämpfer, für die der Kampf nur mit dem Tod endet; die Selbstmordattentäter unserer Tage zeigen, dass sie bereit sind, ihr eigenes Leben bewusst zu opfern.

Aus dem Vorwort von Holger Afflerbach zu seinem Buch »Die Kunst der Niederlage. Eine Geschichte der Kapitulation« (C. H. Beck, 320 S., br., 14,95 €).

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