Kosmetik im Hormoncheck

BUND entwickelt Anwendung für sofortige Überprüfung und Protestmail

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 2 Min.
Ob Cremes, Zahnpasta, Duschgel oder Sonnenschutz - Kosmetika gehören zum Alltag. Eine am Mittwoch vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Berlin veröffentlichte Studie zeigt: Die darin enthaltenen hormonell wirkenden Chemikalien sind in einem Drittel der Produkte enthalten und bergen erhebliche Gesundheitsgefahren.

Die Verwendung von hormonell wirkenden Stoffen sei zwar legal, so die BUND-Chemikalienexpertin und Verfasserin der Studie, Sarah Häuser. Allerdings berge der Mix verschiedener Chemikalien im Körper ernste Gefahren. »Auch wenn sie meist akut nicht giftig sind, können sie wichtige Entwicklungsprozesse stören«, sagte Häuser.

Hormonell wirksame Chemikalien wie beispielsweise Parabene werden in einer Studie der Europäischen Kommission in Verbindung gebracht mit vermehrt auftretenden Gesundheitsproblemen. So hätten europaweit auch aufgrund der hormonellen Schadstoffe bis zu 40 Prozent der jungen Männer eine verminderte Spermienqualität, würden Jungen zunehmend mit missgebildeten Genitalien geboren und seien hormonbedingte Krebsarten wie Brust-, Prostata- und Hodenkrebs häufiger geworden.

»Wir fordern die Hersteller auf, in Kosmetika auf hormonell wirksame Chemikalien zu verzichten«, sagte Häuser. Die Weltgesundheitsorganisation habe sie in diesem Jahr als »globale Bedrohung« bezeichnet.

Eingesetzt werden hormonell wirksame Chemikalien vor allem als Konservierungsmittel oder UV-Filter. Sie seien kostengünstig und wirkten nicht allergieauslösend, sagte Häuser. Die alternativen Stoffe der Naturkosmetik wären dagegen teurer und wirkten häufig allergieauslösend. Jurek Vengels, Leiter des Kosmetik-Projektes, sagte, Hersteller könnten auf Konservierungsstoffe in Kosmetika verzichten, wenn sie Tuben verwenden, um den Kontakt mit der Hand möglichst gering zu halten.

Andere Länder wie Dänemark haben bereits 2011 zwei der gefährlichsten Parabene in Produkten für Kinder unter drei Jahren verboten. In der EU soll die Kosmetik-Verordnung allerdings erst 2015 überprüft werden. Häuser forderte deshalb Sofortmaßnahmen des Verbraucherschutzministeriums.

Überrascht habe die Verfasser der Studie, wie häufig hormonell wirksame Stoffe in Kosmetika vorkommen. Für die Studie wurden die Angaben zu Inhaltsstoffen von mehr als 60 000 Körperpflegeprodukten ausgewertet. Das Ergebnis: In nahezu jedem dritten überprüften Produkt, bei den Marktführern Beiersdorf und L›Oréal sogar in jedem zweiten, wurden hormonell wirksame Chemikalien gefunden. Naturkosmetik sei dagegen in der Regel unbelastet.

Baiersdorf verteidigt auf seiner Internetseite den Einsatz von Parabenen: Die Vorwürfe von Verbraucherschützern, Medien und Naturkosmetikherstellern hätten sich »als unbegründet erwiesen«, die gesundheitliche Unbedenklichkeit sei wiederholt bestätigt worden. »Für die überwiegende Zahl der Verbraucher sind Parabene gut verträglich«, schreibt der Kosmetikkonzern.

Zusammen mit der Studie stellte der BUND eine kostenlose iPhone-App vor, die es ermöglicht, den Barcode von Kosmetikprodukten zu scannen und sofort zu erkennen, ob hormonell wirksame Stoffe enthalten sind. Bei belasteten Produkten lasse sich außerdem sofort eine Protestmail an den Hersteller senden. Die Anwendung gibt es auch als Internetseite.

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