Stumpfe Bankenunion

Kurt Stenger über die internationale Bankenaufsicht

  • Lesedauer: 2 Min.

Vor langer Zeit hat die Politik die Losung ausgegeben: So etwas wie in der Finanzkrise, als zahlreiche Staaten Banken mit Garantien und Steuerzahlergeld retteten, dürfe sich nicht wiederholen. Doch davon ist die Welt fünf Jahre nach der Pleite von Lehman Brothers weit entfernt. In Europa wird in mehreren Ländern munter weiter gerettet. Ganz offensichtlich hat die nationale Bankenaufsicht vielerorts versagt - das bisherige System krankt daran, dass die Behörden mehr an der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Banken interessiert sind als an der Stabilität des Finanzsystems. Insofern ist es positiv, dass nach schier endlosem Tauziehen zwischen den Akteuren nun zumindest der erste Baustein einer Europäischen Bankenunion beschlossene Sache ist: eine gemeinsame Aufsicht.

Viel gewonnen ist damit aber noch nicht. Zum einen ist es pro-blematisch, dass die Aufsicht bei der Europäischen Zentralbank angesiedelt ist, die eigentlich für eine reibungslose Geldversorgung zuständig ist. Ob die EZB bei den absehbaren Interessenkonflikten hart gegen Krisenbanken durchgreifen wird, bleibt abzuwarten. Zum anderen ist es bis zum Start der Bankenunion noch ein langer Weg, da viele Regierungen Kompetenzen nicht abgeben wollen. Daher hakt es weiter bei der gemeinsamen Einlagensicherung für das Sparergeld und bei den Regeln für die Bankenabwicklung. Und eines ist klar: Ohne Verbot hochspekulativer Finanzprodukte wird auch eine komplette Bankenunion ein stumpfes Schwert bleiben.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal