LINKE noch nicht angekommen

Das bayerische Wahldebakel wird in Landeskonferenzen aufgearbeitet

  • Rudolf Stumberger
  • Lesedauer: 3 Min.
Bayern tickt anders. Als Opposition werden SPD und Grüne angesehen. Die LINKE, der es an landespolitischen Themen fehlt, spielt vorerst keine Rolle. Bei der Bundestagswahl am Sonntag soll es anders laufen: Da wollen die Sozialisten fünf Prozent der Stimmen in Bayern holen.

Das Abschneiden der Linkspartei in Bayern mit 2,1 Prozent der Wählerstimmen bei der Landtagswahl am vergangenen Sonntag soll nach der Bundestagswahl in einer Reihe von Landeskonferenzen aufgearbeitet werden. Dabei könne man auch über personelle Fragen sprechen, so der Landessprecher der Linkspartei, Xaver Merk am Wahlabend gegenüber »nd«. Als einen Grund für das gegenüber den Erwartungen schlechte Abschneiden der Partei nannte er auch deren Erscheinungsbild nach außen: »Wir haben uns in den vergangenen vier Jahren nicht sehr als geschlossene Truppe dargestellt.«

Drei Tage nach dem »tief enttäuschenden Ergebnis«, so Landesprecherin Eva Bulling-Schröter, hofft die Linkspartei in Bayern auf die Durchschlagskraft bundesweiter sozialer Themen wie Mindestlohn und Rentenerhöhung. »Ich halte fünf Prozent durchaus für realistisch«, prognostiziert auch Bundestagsabgeordneter Klaus Ernst, der derzeit mit einer »Rentnertour« Wahlkampf im Freistaat macht und heute auf dem Marienplatz im oberbayerischen Freising spricht.

Auch wenn die Partei mit »realistischen Erwartungen« in den Landtagswahlkampf zog, so ist sowohl der Verlust von mehr als zwei Prozent der eigenen Wählerstimmen (2008 erzielte die Linkspartei 4,4 Prozent) als auch die neue absolute Mehrheit der CSU ein Tiefpunkt. Aber auch der SPD gelang mit ihrem Zugpferd Christian Ude lediglich ein Achtungserfolg von zwei zusätzlichen Prozentpunkten erzielte. Dies zeigt das schwierige Terrain in Bayern.

Die vage Hoffnung auf einen möglichen Wechsel war wohl auch eine der Ursachen für den Wechsel von LINKE-Wählern hin zur SPD oder den Grünen: »In allen Prognosen wurde vorausgesagt, dass DIE LINKE die Fünf-Prozent-Hürde nicht schaffen wird. Viele Wählerinnen und Wähler befürchteten offenbar, bei einer Wahl der LINKEN, ihre Stimme zu verschenken oder haben das Gerede von einem möglichen Wechsel geglaubt. Von vielen werden SPD und GRÜNE als Oppositionsparteien wahrgenommen, und es ist uns nicht hinreichend gelungen, den Wert einer linken Opposition in Bayern glaubhaft zu vermitteln«, so eine erste Analyse der Partei.

Dabei war Wahlkampf nicht schlecht angelaufen. Es fehlte nicht an kontrastreichen Plakaten mit griffigen Formulierungen wie »100-Prozent-Amigofrei«. Und schließlich sah die letzte Hochrechnung vor den Wahlen die Linkspartei gar bei vier Prozent und so auf dem Weg über die Fünf-Prozent-Hürde. Klar war aber auch die landespolitischen Defizite, die sich etwa in einem eher allgemein gehaltenen Landtagswahlprogramm äußerten. Neben den zentralen Aussagen im Sozialbereich mangelte es an spezifisch landespolitischen Themen, vor allem aber als relativ junge Partei an einer flächendeckenden Verankerung in der Zivilgesellschaft. Mehr Mitglieder und verstärkte Kontakte zu außerparlamentarischen Gruppen sind dann auch für Landessprecherin Bulling-Schröter die Konsequenzen aus dem Wahlergebnis der Landtagswahl.

Deren Ergebnis in Hinsicht auf den Wahlsieg der CSU fasst Landessprecher Merk in dem Dreiklang: »CSU ist gleich Bayern ist gleich wirtschaftlicher Erfolg« zusammen. Den Christsozialen gelinge es immer wieder, diese Gleichung den Wählern zu vermitteln.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal