Sozialdemokratische Siegesgewissheit

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: 2 Min.

»Eva Högl ist es wie schon 2009 gelungen, den Wahlkreis Mitte direkt zu gewinnen.« So steht es in einer Email der örtlichen SPD, die am am Freitag die Runde machte, und über die nun schon die Nachrichtenagenturen berichten. »Dazu gratuliert ihr der Kreisvorsitzende Boris Velter sehr herzlich.« Man würde sich ja durchaus anschließen, nur hat die Sache einen Haken:

Auch in Berlin hat die Wahl noch gar nicht stattgefunden. Högl, die sich unter anderem mit ihrer Arbeit im NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags einen Namen machte, hat zwar noch nicht verloren – aber Siegerin ist sie eben auch noch nicht. Aus der Berliner SPD kam inzwischen auch die Entschuldigung, ein technisches Versehen, hieß es.

Nun, das kann natürlich mal passieren. Aber es ist schon interessant, weil es ein Licht auf die offenbar vorhandene Siegesgewissheit wirft. Oder haben auch alle anderen Direktkandidaten im Wahlkreis im Zentrum Berlins schon vorgefertigte Siegesmeldungen im Postausgangskasten?

2009 lag Högl mit 26 Prozent vorn. Knapp darauf folgten der CDU-Mann Christian Burholt mit 22 Prozent, der Grüne Wolfgang Wieland mit 21,5 Prozent und Klaus Lederer von der Linkspartei mit 19,1 Prozent. CDU und Grüne schicken mit Philipp Lengsfeld und Özcan Mutlu neue Kandidaten ins Rennen, Klaus Lederer versucht es am Sonntag noch einmal. Mal sehen, wer am Ende wirklich die Glückwünsche verdient hat.

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