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Michael Kellner soll neuer Bundesgeschäftsführer der Grünen werden
Fünf Jahre wirkte Michael Kellner im Vorstand der Grünen als Redenschreiber und Büroleiter für die nun scheidende Vorsitzende Claudia Roth im Hintergrund. Nun will der 36-Jährige in die erste Reihe der Politik. Er bewirbt sich beim Grünen-Parteitag am Wochenende in Berlin für den Posten des Bundesgeschäftsführers. Einen Gegenkandidaten gibt es bislang nicht. Wenn er gewählt werden sollte, ist Kellner in der Bundeszentrale der wichtigste Mann nach den beiden Parteivorsitzenden.
Bisher ist der Thüringer in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt geblieben. Nach dem Ende seines Engagements bei Roth 2009 wechselte er in das Büro des Bundestagsabgeordneten Frithjof Schmidt. Zudem ist Kellner Sprecher der grünen Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Frieden und Internationales. In der BAG zählte er zu den dort zahlreich vertretenen Befürwortern der sogenannten Schutzverantwortung zur Verhinderung schwerer Menschenrechtsverletzungen. Kellner präferiert in internationalen Konflikten präventive Maßnahmen, schließt aber auch den Einsatz von militärischer Gewalt im Rahmen der Vereinten Nationen nicht aus. Nichtsdestotrotz betont er auf Parteitagen der Grünen gerne den »Geist der Friedensbewegung der 1980er Jahre«, der von der Partei weiter fortgeführt werde.
Kellner ist ein Koordinator des linken Flügels der Grünen und soll nun als Nachfolger der scheidenden Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke für die gesamte Partei sprechen. Er kann auf viel Zustimmung der Delegierten hoffen. Denn auch Realos schätzen seine Arbeit. Nach dem für die Grünen enttäuschenden Bundestagswahlergebnis forderte Kellner, dass die Partei vor allem die Art ändern müsse, wie sie auf die Menschen zugeht. Eine programmatische Generalrevision sei nicht notwendig. »Wir Grüne argumentieren oft zu komplex und zu technisch, mit zu wenig Emotion und zu wenig sichtbarem Bezug auf unsere Grundwerte«, sagte der Politologe dem »nd«. Die Partei solle künftig mehr über emanzipatorische Freiheit sowie über Gerechtigkeit reden und weniger über Verbote und Steuertabellen.
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