Kapitalismus ohne Nebenwirkungen

Simon Poelchau über die Gewinne der Allianz in Zeiten niedriger Zinsen

  • Lesedauer: 1 Min.

Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, heißt ein bekanntes Sprichwort. So flog auch gleich das Jammern der deutschen Versicherungswirtschaft am Donnerstag über die Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) als eines auf sehr hohem Niveau auf: Am Freitag veröffentlichte die Allianz ihr Ergebnis fürs dritte Quartal. Ein sattes Plus bei den Gewinnen konnte Deutschlands größter Versicherer da vermelden.

In der Tat: Festverzinsliche Anlagen wie Staatsanleihen werfen auf Grund der niedrigen Zinsen zurzeit nicht viel ab. 8,5 Milliarden Euro wollen die Versicherer deswegen schon verloren haben. Doch den deutschen Sparer und seine Altersvorsorge als Argument für eine Abkehr vom billigen Gelde zu nutzen, funktioniert nicht ganz. Geradezu peinlich wird es, wenn die Allianz gerade in dem Bereich Zuwächse einfährt, der wegen der Politik der EZB besonders problematisch sein soll - den Lebensversicherungen. Dafür senkten die Versicherer zugegebenermaßen in der Vergangenheit auch schon mehrfach den Garantiezins.

Aber seien wir mal bitte ehrlich: Sichere Renditen für die Kunden und für sich selbst mindestens gleichbleibende Gewinne ohne Risiken, fallende Profitraten und Krisen zu verlangen - das ist, als ob man sich den Kapitalismus ohne die Hälfte seiner Nebenwirkungen wünscht.

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