Sparen, spenden, zocken: Mischformen von Geldanlage, Wohltätigkeit und Glücksspiel

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Sparen, zugleich Gutes tun und womöglich noch einen hohen Gewinn erzielen - das erscheint vielen als verlockender Dreiklang. Sparkassen und einige Banken bieten derartige Kombinationen. Doch diese Mischungen bringen es in diesem Fall nicht. Wer stattdessen Vermögensbildung, Wohltätigkeit und Lotterie trennt, kann mehr erreichen - für gute Zwecke und für sich selbst. Im Folgenden einige Tipps der Ing-DiBa. Wichtigstes Manko der Spar- und Spenden-Kombinationen ist die meist magere Verzinsung. Der Basiszins beginnt oft bei 0,5 Prozent und überschreitet in der Regel nur dann die Zwei-Prozent-Marke, wenn das Geld längere Zeit auf dem Konto liegt oder eine fünfstellige Summe angelegt ist. Zwar kommt oft noch ein Bonus hinzu. Doch dieser wird mit noch längeren Sparzeiten erkauft. Manko Nummer zwei: Bei den meisten Angeboten muss der Sparer Anlagesummen über 2000 Euro drei Monate im Voraus kündigen, bevor er sie zurückbekommt. Wer rasch größere Geldsummen braucht, etwa für ein günstig angebotenes Auto, hat Pech: Er muss auf den Kauf verzichten oder Vorschusszinsen zahlen. Ältestes Kombi-Modell ist das PS-Sparen oder Lotterie-Sparen vieler Sparkassen. Wer sich mit fünf Euro beteiligt, bekommt vier davon auf seinem Konto gutgeschrieben. Ein Euro geht in einen Lotterietopf, von dem wiederum zehn Cent für gute Zwecke abgezweigt werden. Ähnlich geht es beim »Gewinnsparen« der genossenschaftlichen Sparda-Banken zu. Bis zu 100 000 Euro kann der Sparer bei ihnen und bei den Sparkassen gewinnen. Doch wie bei anderen Lotterien auch, bleibt das für die Masse der Spieler ein Traum. Sicher ist nur der meist bescheidene Zins des auf die hohe Kante gelegten Geldes. Er beträgt häufig nur ein mickriges Prozent, beispielsweise beim »StandardSparen« der Hamburger Sparkasse oder beim »SpardaSpar« der Sparda-Bank Berlin. Die Postbank bietet ein »Gewinn-Sparen«, bei dem die Zinsen teils Glückssache sind. Zum Basiszins ab 0,5 Prozent kommt ein monatlicher Extrazins namens »Gewinn-Bonus«. Seine Höhe richtet sich danach, mit welchen Ziffern die jeweilige Gewinnzahl der »Aktion Mensch« endet. Kommt jede Endziffer auf die Dauer gleich oft, was häufig nicht der Fall sein dürfte, bedeutet der »Gewinn-Bonus« langfristig einen durchschnittlichen jährlichen Zusatzzins von 1,205 Prozent. Auch die Postbank präsentiert sich humanitär: ein Prozent des Gesamtbonus spendet sie an die »Aktion Mensch«. Ohne Lotterie und mit relativ großzügiger Beteiligung des Geldhauses läuft das »Spenden-Sparen« der Norisbank. Wer hier mindestens 500 Euro für ein Jahr festlegt, bekommt einen Zins von zwei Prozent und lässt davon 0,25 Prozent zu Gunsten der Deutschen Kinderkrebshilfe abziehen. Die Norisbank legt dann noch einmal die gleiche Spendensumme oben drauf. Bei einer Anlagesumme von 10 000 Euro und einer Anlagedauer von einem Jahr kommen auf diese Weise der Kinderkrebshilfe 50 Euro zugute. Besser fährt der Anleger jedoch meist mit der Strategie, Sparen und Spenden zu trennen. Davon können sowohl Anleger als auch die Empfänger der guten Gaben profitieren: Wer Geld beiseite legen will, sollte sichere Anlageformen mit ordentlichem Zins suchen, beispielsweise Tagesgeldkonten - bis zu 2,35 Prozent pro Jahr für jeden Kunden und bis zu vier Prozent für Neukunden (Quelle: Biallo, Stand: 17.11.2005). Dieser gilt schon für kleinste Summen mit beliebiger Anlagedauer und bei jederzeitiger Verfügbarkeit über das Geld. Und wer Gutes tun will, zweigt einen Teil dieser Zinsen für Spenden ab. Dann dürfte für den Sparer mehr übrig bleiben als bei einer Mischform mit Spar-Magerzins und Spendenanteil. Ein weiterer Vorteil: Wer die Wohltätigkeit nicht an seine Bank delegiert, sondern die Spende selbst überweist, kann sie meist von der Steuer absetzen. Fazit: Sparen und Spenden sollten Anleger stets trennen - und ebenso Sparen und Glücks-spielen. Denn systematischer und sicherer Vermögensaufbau mit fairem Zinsertrag ist etwas ganz anderes als die sehr vage Hoffnung auf einen Lotteriegewinn.

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