Pfauenthron
Ein französischer Edelsteinhändler, Jean Baptiste Tavernier (1605-1689), war wohl der letzte Europäer, der ihn noch gesehen hat - den Pfauenthron, das kostbarste Kunstwerk aller Zeiten. Im Oktober 1665 weilte Tavernier zum Geburtstag des Großmoguls Aurengzeb in Delhi. Zurückgekehrt nach Paris, hat er seine Eindrücke geschildert. Die unter einem mit Diamanten und Perlen übersäten Baldachin liegende Thronanlage war mit 108 Rubinen von jeweils über 100 Karat und 160 Smaragden zwischen 30 und 60 Karat geschmückt. Die den Thron flankierenden Pfauen trugen in ihren aufgerichteten Schweifen blaue Saphire und andere Edelsteine. Vor dem Antlitz des Herrschers hing ein Diamant von 80 bis 90 Karat. Das kostbarste aber, so Tavernier, waren die weißen Perlen an den 12 Säulen, jeweils zwischen 6 und 10 Karat schwer. Vor dem Thron standen zwei Sonnenschirme, deren über zwei Meter lange goldene Träger mit Diamanten, Rubinen und Perlen bedeckt waren. Der Franzose schätzte den Wert des Prunkstücks auf damals unglaubliche 160,5 Millionen Franc.
Aurengzeb starb 1707 Im Jahre 1739 eroberten Truppen des persischen Schahs Nadir Delhi und rissen den Pfauenthron wie auch den «Großmogul» (192 Karat) an sich. Seitdem gilt der Pfauenthron als verschollen. Man hat später vermutet, das britische Schiff «Grosvenor» hätte den Thron an Bord gehabt, als es im Juni 1782 von Trinkomali (Sri Lanka) ablegte und dann 200 Kilometer südlich von Durban (Südafrika) strandete. Bis in die 60er Jahre unseres Jahrhunderts war das Wrack der «Grosvenor» Ziel von Ber gungsunternehmen. Man fand Goldmünzen, Schmuckstücke und Porzellan, der Pfauen thron aber blieb verschollen.
Von dem Raubgut Nadirs haben nur drei Stücke überlebt, der «Großmogul» kam nach Russland. Fürst Grigori Or low verehrte ihn 1773 seiner Herrscherin, Katharina der Großen. Seither trägt er den Namen «Orlow». Im Moskauer Diamantenfonds befindet sich auch der Stein, der vor Aurengzebs Thron hing. Es ist der «Schah» (88,7 Karat), den die Perser 1829 als Sühne für die Ermordung des russischen Dichters und Botschafters Gribojedow über gaben. Der heute zum britischen Kronschatz gehörende Koh-i-noor (106 Karat), ebenfalls vom Hof der Großmoguln, gehörte nickt zum Ensemble des Pfauenthrons. Nach Taverniers Schilderungen hat Johann Melchior Dinglinger 1709 eine Miniatur desPfauenthrons (mit echten Edelsteinen) angefertigt. Sie ist im Dresdner Grünen Gewölbe zu besichtigen.
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