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Was vor zehn Jahren in Treptow passierte

In einer Wendechronik berichten zwölf Menschen Von Larissa Schulz Trieglaff

  • Lesedauer: 2 Min.

Das Bezirksamt Treptow hat eine Wendechronik herausgegeben, in der die umwälzenden Ereignisse innerhalb der bezirklichen Grenzen dargestellt werden. In Treptow damals durch 13 Kilometer Mauer von Neukölln und Kreuzberg getrennt ist vor zehn Jahren einiges passiert. Hier lebten Menschen, die sich aktiv für eine Veränderung der DDR eingesetzt haben.

Die gerade erschienene Broschüre besteht aus zwei Teilen: Im ersten schildern zwölf Persönlichkeiten aus verschiedenen Parteien und Berufen ihre damaligen Ak tivitäten. Der andere Teil enthält eine Sammlung von Dokumenten und Bildern aus der Zeit des Umbruchs.

Da ist Werner Hilse, Pfarrer der Bekenntniskirche in der Plesser Straße, bei dem sich zu DDR-Zeiten Umwelt- und Demokratiegruppen getroffen haben. In der Wendezeit gründeten sich in seiner Kirche das «Neue Forum», «Demokratie Jetzt» und die Grüne Partei. Er selbst war Mitglied des Runden Tisches in Treptow. «Ich wollte nur ein Stückchen Hilfe auf dem Weg zur Demokratie geben», sagte Hilse. Heute ist er SPD-Mitglied und als Pastor im Ruhestand. Noch immer bemüht er sich um soziale Gerechtigkeit.

Da ist Siegfried Werner Sohr. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des «Neuen Forum» in Treptow. Sohr beschreibt das rasche Anwachsen der Bürgerbewegung, den Antrag auf Zulassung des «Neuen Forum», die Teilnahme an den entscheidenden Demonstrationen und am Runden Tisch und schließlich den Zusammenschluss mit «Demokratie Jetzt» und der «Initiative für Frieden und Menschenrechte» zu «Bündnis 90».

Und da ist Günter Polauke, Stadtbezirksbürgermeister von Treptow zwischen 1986 und 1989 In der DDR war er ein überzeugtes SED-Mitglied und in leitenden Funktionen tätig. Mit dem zunehmenden öffentlichen Protest an dem Regime wuchsen auch seine Zweifel. Infolge der Wahlfälschungen bei den Kommunalwahlen trat Polauke im Dezember 1989 von seinem Posten zurück, er hatte Fälschungen zugegeben. «Damit wollte ich etwas wieder gutmachen», so Polauke.

Spannend zu lesen ist diese Broschüre, in der Menschen mit damals sehr unter schiedlichen Motivationen, Erwartungen und Positionen zu Wort kommen. Bei einer Auflage von 9000 Stück soll die Wendechronik kostenlos in Schulen, Bibliotheken und im Bürgerbüro verteilt wer den. «Die Broschüre richtet sich besonders an Jugendliche, da sie die Ereignisse der jüngsten Geschichte nicht bewusst miterlebt haben. Sie sollen erfahren, was damals los war», sagte Siegfried Stock, Bezirksbürgermeister von Treptow.

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