Unbequemer Nahost-Experte vor den Bus geworfen

Karim El-Gawhary ist einer der meistausgezeichneten Journalisten Österreichs, der ORF will seinen 31-jährigen Vertrag aber nicht verlängern

Karim El-Gawhary – Unbequemer Nahost-Experte vor den Bus geworfen

Karim El-Gawhary, 1963 in München geboren, ist einer der dienstältesten deutschsprachigen Nahostkorrespondent*innen. Als Sohn einer deutschen Mutter und eines ägyptischen Vaters studierte er Islamwissenschaften und Politikwissenschaft an der FU Berlin. Über 30 Jahre arbeitete er anschließend als freier Korrespondent, unter anderem für »Die Presse«, die »Taz« und weitere deutsche Zeitungen. Für Fernsehen und Radio berichtet er aber vor allem für den Österreichischen Rundfunk (ORF), dessen Nahostbüro in Kairo er seit 2004 leitet.

Nun will der ORF den Vertrag El-Gawharys Mitte 2026 auslaufen lassen. Einer der Gründe dürfte die ebenfalls nächstes Jahr anstehende Wahl der ORF-Generaldirektor*in sein. Es wird vermutet, dass der Nahost-Experte im Falle einer Weiterbeschäftigung im Vorfeld dieser Neuwahl polarisieren würde: Besonders seit Beginn des Gaza-Krieges gilt El-Gawhary dem deutschsprachigen medialen und politischen Mainstream als zu »israelkritisch«.

Offiziell wird die Nichtverlängerung seines Vertrags mit Sparmaßnahmen begründet, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Österreich auferlegt wurden. Getroffen wird damit einer der meist- und höchstausgezeichneten Fernsehjournalisten des Landes: Noch 2024 erhielt El-Gawhary nach zahlreichen weiteren Ehrungen das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich. Allein auf Twitter folgen ihm 186 000 Menschen – wohl auch, weil er sich mit mehreren Fachbüchern zur Nahost-Thematik einen Namen gemacht hat. In dieser Arbeit als freier Autor dürfte er auch künftig breite Anerkennung finden.

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