Provinz, aber nicht provinziell

Internationaler Ruf lockt Studenten aus aller Welt an die FH Bernburg

  • Uwe Kraus
  • Lesedauer: 4 Min.
»Die vier sind ein tolles Team«, lobt Prof. Dr. Elena Kashtanova, Professorin für Internationalen Handel im Agribusiness an der Hochschule Anhalt. Ayse Meltem, Johanna Schmalfuss, Veronica Cattivelli und Haidong Sun kamen aus der Türkei, Deutschland, Uruguay und China auf den Campus nach Strenzfeld, einem Vorort von Bernburg, um nach dem erfolgreichen Abschluss als »Master of Food an Agribusiness« wieder in die Welt zu ziehen. Ayse Meltem beteiligte sich schon wenige Monate nach ihrer Ankunft an einem bedeutenden Projekt in deutscher Sprache. Sie hatte zu hause Lebensmitteltechnologie studiert und absolviert nun den internationalen Masterstudiengang, »weil hier in Bernburg hohe Ausbildungsstandards herrschen.« Johanna Schmalfuss, die einzige Deutsche unter den rund 20 Masteranwärtern, ist für die Anderen so etwas wie ein Bindeglied zur Kultur ihres Gastlandes. Sie hat am Standort Köthen der Hochschule Anhalt das Studium der Lebensmitteltechnologie abgeschlossen und »sattelt nun im Masterstudiengang BWL und Management drauf«. Sie weiß, »Qualitätsmanagement in der Lebensmittelbranche, das ist ein international sehr beachtetes Thema, womit man weltweit Fuß fassen kann.« Haidong Sun, von Hause aus Maschinenbau-Ingenieurin, will in Deutschland ihr Wissen in der Ernährungsbranche erweitern. Sie zählt zu den zahlreichen asiatischen Studenten auf dem Campus. Sie weiß, der asiatische Markt wird für Europa immer wichtiger. Die studierte Biologin Veronica Cattivelli hat die klare Studienorganisation und die deutschen Qualitätsstandards nach Strenzfeld gezogen. »Die Teamarbeit und die enge Kooperation mit Partnern in aller Welt sind gar nicht hoch genug einzuschätzen. Dazu kommt die internationale Ausrichtung der Ausbildung. Das modulare System hier ermöglicht mir, ergänzend zu meiner naturwissenschaftlichen Vorbildung eher wirtschaftlich orientierte Fächer zu belegen.« »Die Nachfrage in aller Welt ist da, will man doch die europäische Qualitätsmesslatte anlegen, um auf dem Weltmarkt bestehen zu können«, betont Elena Kashtanova, die aus Belorussland stammt und schon zahlreiche internationale Wirtschaftsprojekte betreut hat. So erscheint es nicht ungewöhnlich, dass Praxispartner der Hochschule auch Lehraufträge dort haben. »Die Studenten arbeiten an Projekten für bedeutende Unternehmen, bekommen dann oft Angebote, dort ihre Masterarbeiten zu schreiben und oft danach auch Jobangebote», erklärt die Professorin. »Eine bei Bodeta in Oschersleben geschriebene Masterdissertation wurde mit dem Preis der deutschen Süßwarenindustrie ausgezeichnet, ein Masterstudent aus der Ukraine bereitet jetzt für eine Firma den Marktauftritt in Kiew vor.« Auf der Basis von Verträgen mit Hochschulen und Universitäten aus anderen Ländern besteht nun auch die Möglichkeit, Doppelabschlüsse zu erwerben: Nach zwei intensiven Semestern in Strenzfeld gehen diese Studenten dann an ihre heimische Studieneinrichtung zurück, absolvieren dort zwei weitere Semester und erarbeiten schließlich ihre Masterthesis. Ein derartiges Studium verlangt von diesen Studenten ein Höchstmaß an Motivation und Fleiß, denn sie haben an beiden Hochschulen ein außerordentlich dichtes Studienprogramm zu absolvieren. Ihre Kontakte baute die Hochschule über Jahre und Jahrzehnte auf. Die zur Nationalen Agraruniversität in Kiew reichen bis in die DDR-Zeit zurück, als auf dem Strenzfelder Campus die Hochschule für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft Leitungskader ausbildete. Oleg Maximenko und Oksana Ilaschuk kommen aus Kiew. Maximenko hat nach dem Studium Praxiserfahrungen in Minnesota gesammelt und will nun sein Wissen in Strenzfeld untermauern, um die Methoden und Hygienestandards aus Deutschland in die heimische Lebensmittelwirtschaft einziehen zu lassen. Während der Master-Studiengang auf dem Gebiet des Food and Agribusiness erst seit 2001 besteht, galt der Master of Landscape Architecture »1998 als ein Pilot-Master-Studiengang in Ostdeutschland«, erinnert sich Prof. Erich Buhmann. »Unser Master-Studiengang Landschaftsarchitektur ist mit Studenten aus 20 Staaten zwischen Australien und Frankreich sehr international«, erklärt Buhmann. »Wir stehen im direkten Wettbewerb mit großen Universitäten in aller Welt. Mit einigen entwickeln wir auch gemeinsame Studienmodule.« Die Landschaftsarchitektur-Ausbildung in Deutschland habe international einen ausgezeichneten Ruf. Rund 60 Studenten, viele von ihnen vom Deutschen Akademischen Austauschdienst gefördert, kommen aus der ganzen Welt nach Strenzfeld. Die Absolventen hätten gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, betont Buhmann. Deutsche Landschaftsarchitektur genieße im Konzept von Gestaltung und ökologischer Nachhaltigkeit Weltrang, bestätigt Mathilde Menard, die als Französin eigentlich aus dem Mutterland der Landschaftsgestaltung kommt. »Mich begeistern die Internationalität hier und die Möglichkeit, über Kontinente hinweg Kontakte zu knüpfen.«
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