Europarekord im Abwandern

Keine Region auf dem Kontinent leidet so sehr unter den Folgen des demographischen Wandels wie Sachsen-Anhalt

  • Lesedauer: 2 Min.

Magdeburg. Wissenschaftler schlagen Alarm: Keine andere Region in Europa leidet einer Studie zufolge unter dem demographischen Wandel so stark wie Sachen-Anhalt. Das Land stehe wegen einer schrumpfenden Bevölkerung, einer Überalterung sowie einer stetigen Abwanderung junger Menschen vor massiven Problemen, sagte Tim Leibert vom Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig am Mittwoch im Hörfunksender MDR Info in Halle. Vor allem junge Frauen würden Sachsen-Anhalt den Rücken kehren. Diese Kombination sei in Europa in dieser Stärke nirgendwo sonst zu finden.

Als ein Grund für die hohe Abwanderungsquote führte der Leipziger Wissenschaftler fehlendes Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der Heimatregion an. Aber auch das familiäre Umfeld spiele eine Rolle. So sei ermittelt worden, dass viele Eltern ihre Kinder bereits »im frühesten Schulalter direkt auf eine Abwanderung vorbereiten«, sagte Leibert. Das Leibniz-Institut hat die bislang unveröffentlichte Analyse erarbeitet. Den Empfehlungen der Eltern lägen eine hohe Jugendarbeitslosigkeit und fehlende Ausbildungsplätze in den vergangenen Jahren zugrunde. Gleichwohl zeichne sich ein Fachkräftemangel ab. Den Trend aufzuhalten sei »schwierig bis praktisch unmöglich«, sagte Leibert.

Dagegen warnte Sachsen-Anhalts Justiz- und Gleichstellungsministerin Angela Kolb (SPD) in dem Sender vor einer Überbewertung der Abwanderungsraten. Dass junge Leute mobil seien und auch anderswo hingingen, sei »ganz normal«. Jedoch stelle sich die Frage, warum sie nicht wieder zurückkämen.

Eine Ursache für den fehlenden Rückkehrwillen sei das noch weit verbreitete Image Sachsen-Anhalts als Billiglohn-Land, erklärte Kolb. Allerdings habe sich dieses Bild gewandelt, zudem besitze mittlerweile jeder Jugendliche eine Chance auf einen Ausbildungs- oder Studienplatz. Damit gebe es mehr Möglichkeiten, als subjektiv wahrgenommen werde. Deshalb müsse stärker mit der Verbreitung von Erfolgsgeschichten für einen Verbleib im Land geworben werden. epd/nd

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