Arabischer Chef

Der Arzt Aziz Darausche leitet in 
Jerusalem eine Notaufnahme

  • Oliver Eberhardt, Jerusalem
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Gesundheitsausschuss des israelischen Parlaments will Arabern den Zugang zum Medizinstudium erleichtern und hat dafür am Sonntag ein Gremium gebildet, das von dem israelischen Araber Dr. Aziz Darausche angeführt werden soll.

Dr. Darausche leitet seit April eine der beiden Notaufnahmen des Jerusalemer Hadassah-Krankenhauses und gilt als Vorzeigebeispiel für Aufstiegsmöglichkeiten von Arabern in Israel - Aufstiegsmöglichkeiten, die allerdings bisher nicht »Made in Israel« waren. Zwar werden 42 Prozent aller Apotheker von Arabern betrieben und 31 Prozent der Ärzte sind arabischer Herkunft. Doch diese Zahlen gehen zurück. Denn in den 70er und 80er Jahren ermöglichten die sozialistischen Staaten, darunter auch die DDR, Arabern das Studium zu günstigen Konditionen. Der heute 58-jährige Darausche studierte in Bulgarien.

Mit dem Zerfall des Ostblocks fiel diese Möglichkeit weg, der Zugang zu israelischen Universitäten blieb für Araber nach wie vor schwer. Die Studiengebühren sind hoch, die sprachlichen Barrieren kaum überwindbar. Das soll das Komitee um Darausche ändern. Davon dürften auch andere Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel Israelis äthiopischer Herkunft, profitieren.

Viele Araber in Israel erhalten nicht die Förderung, die Darausche zuteil wurde. Sein Vater war Landwirt, seine Mutter Analphabetin. Beide hielten ihn und seine zehn Geschwister an, hart für ihre Zukunft zu arbeiten, sagt Darausche - nicht nur er, auch drei weitere Geschwister wurden Ärzte.

Ein Beruf, in dem die Uhren in Israel etwas anders gehen als anderswo. »Wenn es um die eigene Gesundheit geht, dann hat es für die Menschen keine Bedeutung, woher der, der sie behandelt, stammt«, sagt Darausche. Mit Vorbehalten von Patienten und Kollegen seien seine Geschwister und er auch zu Zeiten der schwersten Krisen im Nahostkonflikt sehr selten konfrontiert worden. Für ihn zähle ebenfalls nicht, woher ein Patient kommt: »Vor dem hippokratischen Eid sind alle Menschen gleich.«

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