Lebhafte Debatte, große Defizite
»Politische Bildung, erst recht wenn sie sich als linke versteht, ist selbst da zur Seltenheit geworden, wo sie entstanden ist, nämlich in Gewerkschaften und linken Parteien. Es findet eine immer stärkere Konzentration auf funktionale oder organisationsinterne Qualifizierung statt, während die politische Grundlagenbildung austrocknet. «
Mit dieser kritischen Einschätzung beginnt Harald Werner das Kapitel über »Stellenwert und Probleme linker Bildungsarbeit« in seinem soeben erschienenen Buch »Wie die Gedanken in die Köpfe der Menschen kommen«. Im Umfeld auch der Linkspartei spiele politische Bildung »heute nur noch eine marginale Rolle« - sie erreiche bloß »einen äußerst kleinen Teil ihrer Mitglieder«. Und Werner weiter: »Die politische Diskussion ist zwar lebhaft, auch in Grundsatzfragen, offenbart jedoch erhebliche Bildungsdefizite.«
Dies zu ändern, hat der 1940 in Berlin geborene Politiker und Wissenschaftler nun ein ebenso kleines wie lesenswertes Bändchen zur »Dialektik und Didaktik der politischen Bildung« veröffentlicht, aus dem der nebenstehende Auszug entnommen ist. Es geht darin um Widersprüche zwischen Lehren und Lernen, um Grundlagen für eigene Bildungsangebote, aber auch um die Ästhetik politischer Bildung, die keineswegs nur als Frontalunterrichtsseminar denkbar ist.
Harald Werner ist gelernter Stahlbauschlosser, Journalist, Erziehungswissenschaftler und Soziologe. Er war Mitglied der SPD und der DKP, geriet in dieser wegen seiner kritisch-marxistischen Positionen jedoch unter Druck. Werner war zentrale Figur der Erneuerungsströmung der DKP, gründete 1990 in Bremen die PDS mit und gehörte später lange Jahre deren Vorstand und später dem der LINKEN an. Er ist einer der Sprecher der Kommission Politische Bildung der Linkspartei.
Texte und Infos: www.harald-werner-online.de
Harald Werner: Wie die Gedanken in die Köpfe der Menschen kommen. Dialektik und Didaktik der politischen Bildung, PapyRossa Köln, 189 Seiten, 12,90 Euro
Weiterlesen:
Yeah yeah yeah statt Monotonie
Zur Verbindung von nonkonformistischer Popkultur, gesellschaftskritischen Bewegungen und linker Bildungsarbeit
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.