Überschaubares Risiko

Reimar Paul hält wenig vom Boykott der Endlager-Kommission

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 1 Min.

So lange Atommüll produziert wird, beteiligen wir uns nicht an der Diskussion um seine Beseitigung. Diese Haltung, die in der Anti-AKW-Bewegung lange Konsens war, ist durch den Verlauf der Ereignisse überholt. Längst hat eine ernsthafte Debatte über die Endlagerung begonnen. In den nächsten Jahren fallen wichtige Vorentscheidungen, ob es den Initiativen und Verbänden nun passt oder nicht. Zum Beispiel in der Endlager-Kommission: Die vorgebrachten Gründe für einen Boykott sind nachvollziehbar. Und eine Mitarbeit birgt Risiken: Bewegungsvertreter müssten sich womöglich Kompromissen unterordnen, die sie bei einer kritischen externen Begleitung von außen nicht einzugehen bräuchten.

Doch die Risiken sind überschaubar - wenn die Vertreter der Umweltbewegung sich eher als Informanten für die Initiativen vor Ort definieren. Auch ist die Furcht unbegründet, dass eine Beteiligung die Anti-AKW-Bewegung in eine »Friedenspflicht« zwingt. Dazu fehlt der Kommission die demokratische Legitimation. Schließlich: Was nützt es, wenn Umwelt- oder Lebensschützer, die mit dem Protest gegen Atomkraft nichts zu tun haben, die Plätze der Umweltaktivisten in der Kommission einnehmen? Schlimmstenfalls präsentieren sich Leute als Vertreter der Umweltbewegung, die zu dieser stehen wie gelbe Gewerkschaften zur Arbeiterklasse.

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