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»Wir denken von Stunde zu Stunde«

Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher schwebt nach einem schweren Skiunfall weiter in Lebensgefahr

  • Thomas Nowag und Thomas Weitekamp, Grenoble
  • Lesedauer: 3 Min.
Michael Schumacher schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Der Zustand des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters ist nach dessen Ski-Unfall am Sonntag sehr ernst, teilte die Klinikleitung mit.

Einen Tag nach seinem Skiunfall lag Schumacher im künstlichen Koma, die behandelnden Ärzte in der Universitätsklinik bezeichneten den Zustand des Kerpeners weiterhin als »kritisch« und »sehr ernst«. Für eine Prognose zur Überlebenschance sei es noch zu früh.

Die Familie des Rekordchampions bedankte sich in einem ersten Statement derweil bei den Medizinern - und zeigte sich gerührt von der Welle der Anteilnahme aus aller Welt. »Wir möchten uns beim Ärzteteam bedanken, von dem wir wissen, dass es alles tut, um Michael zu helfen«, ließ Schumachers Ehefrau Corinna über das Management ihres Mannes verlauten. »Außerdem danken wir den vielen Menschen aus der ganzen Welt, die ihr Mitgefühl ausgedrückt und beste Wünsche für Michaels Genesung übermittelt haben.«

Der 44-jährige Schumacher hatte am Sonntag bei einem Sturz gegen einen Felsen auf einer Skipiste im französischen Meribel ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Ohne Helm wäre Schumacher wohl bereits verstorben, »dann hätte er es sicherlich nicht bis hierher geschafft«, teilte Chefarzt Jean-Francois Payen auf der Pressekonferenz am Mittag mit. »Er ist in ein künstliches Koma versetzt worden. Wir versuchen, die Gehirnödeme zu reduzieren und den Druck zwischen Gehirn und Schädel so weit wie möglich zu verringern. Er wurde ein einziges Mal operiert, der Eingriff fand ohne größere Schwierigkeiten statt«, sagte der behandelnde Arzt. Die Situation sei kritisch, »nicht stabil«.

Schumachers Körpertemperatur werde derzeit bei 34 bis 35 Grad Celsius stabilisiert, um Stimulierungen des Gehirns von außen so gering wie möglich zu halten. Dadurch könne das Gehirn stärker mit Sauerstoff versorgt werden. Momentan sei keine weitere Operation geplant, es sei »kein Eingriff notwendig«.

Derzeit würden keinerlei Vorhersagen über den weiteren Verlauf angestellt, es werde nur beurteilt: »Wir sprechen noch nicht über Spätschäden, sondern konzentrieren uns allein auf die akute Behandlung und denken von Stunde zu Stunde. Wir versuchen, Zeit zu gewinnen, wir arbeiten ohne Unterlass.« Schumachers grundsätzlich gute körperliche Verfassung könne beim Kampf ums Überleben von Vorteil sein.

Die Ärzte sprachen in Bezug auf den Unfall in den französischen Alpen von einem »mächtigen Aufprall« mit »hoher Geschwindigkeit«. Dass trotz des Helmes sehr schwere Kopfverletzungen festgestellt worden seien, spreche für ein enormes Tempo, mit dem der ehemalige Rennfahrer unterwegs gewesen ist. Schumacher sei »auf die rechte Seite gestürzt«. Aus Rücksicht auf Schumachers Familie, die ihm in Grenoble beisteht, würden keinerlei anatomische Details veröffentlicht.

Kurz nach dem Unfall sei Schumacher »aufgeregt und verwirrt« gewesen. »Er konnte nicht auf Fragen antworten und hat keine normalen Reaktionen gezeigt«, teilte das Ärzteteam mit. Er war nach offiziellen Angaben am Sonntag um 11.53 Uhr zunächst per Hubschrauber ins Krankenhaus nach Albertville-Moutiers geflogen worden. Weil sich seine Verletzungen als lebensbedrohlich erwiesen, wurde er von dort sofort in die Klinik nach Grenoble verlegt.

Informationen über die Umstände des Unfalls werden allmählich konkreter. Nach Angaben von Olivier Simonin, Geschäftsführer des Skigebietes Meribel Alpina, ist Michael Schumacher mit seinem 14-jährigen Sohn etwa 20 Meter abseits der markierten Pisten unterwegs gewesen. Der Unfall habe sich auf ungefähr 2100 m Höhe zwischen den Pisten »Biche« (blau/niedriger Schwierigkeitsgrad) und Mauduit (rot/mittlerer Schwierigkeitsgrad) ereignet.

Der aktuelle Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel sagte: »Ich bin schockiert, und ich hoffe, dass es ihm so schnell wie möglich wieder besser geht. Ich wünsche seiner Familie ganz viel Kraft.« SID

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