Zum Vorreiter reicht es nicht

Johanna Treblin über Maas’ Kehrtwende in der Vorratsdatenspeicherung

  • Lesedauer: 1 Min.

Gerade hat die Kanzlerin ihre Neujahrsansprache ohne Verweis auf Freiheits- und Bürgerrechte in gold-schwarzem Aufzug (trotz Koalition mit der SPD verzichtete sie auf einen roten Farbakzent in ihrem Kostüm) über die Bühne gebracht, da haben Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien überraschend einmütig zustimmend zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur NSA-Affäre genickt. Und nun eine weitere Überraschung: Justizminister Heiko Maas (SPD) hat sich ein klein wenig von der Vorratsdatenspeicherung distanziert. Ein entsprechendes Gesetz liege für ihn »auf Eis«, bis auf EU-Ebene geklärt sei, ob die europäische Richtlinie, die die Mitgliedstaaten verpflichtet, Gesetze zur Speicherung von Verbindungsdaten aller Bürger zu verabschieden, mit der EU-Grundrechtecharta vereinbar ist. Ein geradezu dreister Schritt von Maas, nachdem sich seine Fraktion mit den Unionsparteien im Koalitionsvertrag für die Vorratsdatenspeicherung ausgesprochen hatte. Und ein richtiger Schritt - jedoch nur ein kleiner. Vorreiter in Sachen Bürgerrechte, die Maas nach eigenen Angaben zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit machen will, kann er damit kaum werden. Dafür dürfte er nicht auf Gerichtsentscheide warten, sondern müsste sich für den Verzicht anlassloser Datenspeicherungen aller Art einsetzen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal