Zum Vorreiter reicht es nicht

Johanna Treblin über Maas’ Kehrtwende in der Vorratsdatenspeicherung

  • Lesedauer: 1 Min.

Gerade hat die Kanzlerin ihre Neujahrsansprache ohne Verweis auf Freiheits- und Bürgerrechte in gold-schwarzem Aufzug (trotz Koalition mit der SPD verzichtete sie auf einen roten Farbakzent in ihrem Kostüm) über die Bühne gebracht, da haben Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien überraschend einmütig zustimmend zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur NSA-Affäre genickt. Und nun eine weitere Überraschung: Justizminister Heiko Maas (SPD) hat sich ein klein wenig von der Vorratsdatenspeicherung distanziert. Ein entsprechendes Gesetz liege für ihn »auf Eis«, bis auf EU-Ebene geklärt sei, ob die europäische Richtlinie, die die Mitgliedstaaten verpflichtet, Gesetze zur Speicherung von Verbindungsdaten aller Bürger zu verabschieden, mit der EU-Grundrechtecharta vereinbar ist. Ein geradezu dreister Schritt von Maas, nachdem sich seine Fraktion mit den Unionsparteien im Koalitionsvertrag für die Vorratsdatenspeicherung ausgesprochen hatte. Und ein richtiger Schritt - jedoch nur ein kleiner. Vorreiter in Sachen Bürgerrechte, die Maas nach eigenen Angaben zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit machen will, kann er damit kaum werden. Dafür dürfte er nicht auf Gerichtsentscheide warten, sondern müsste sich für den Verzicht anlassloser Datenspeicherungen aller Art einsetzen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal